SUST-Schlussbericht zum Anprall einer Zugskomposition beim Anfahren an eine stehende Komposition vom 31. Dezember 2020 in Belp

Am 31. Dezember 2020, um 16:43 Uhr, sollte im Bahnhof Belp eine Zugskomposition mit einer im Einfahrgleis wartenden, baugleichen Komposition zusammengekuppelt werden. Der auf Gleis 2 einfahrende Zug aus Münchenbuchsee (BLS Mutz RABe 515 011) brachte eine ungenügende Bremsleistung auf und prallte in die stehende Komposition (BLS Mutz RABe 515 016). Es wurde niemand verletzt. Durch den Anprall wurde niemand verletzt , jedoch entgleiste der im Bahnhof stehende Zug mit einer Achse.

Untersuchung

Am 31. Dezember 2020, um 17:37 Uhr, traf die Meldung über den Anprall einer einfahrenden Zugskomposition beim Anfahren an eine stehende Komposition in Belp beim Untersuchungsdienst der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) ein. Es wurde eine Untersuchung eröffnet. Für die Untersuchung standen zur Verfügung:

  • Bestandsaufnahme auf der Unfallstelle;
  • Fotos, Videoaufzeichnungen;
  • Gutachten zu Fettspuren auf den Radlaufflächen und Verglasung der Bremsbeläge;
  • Meteorologische Daten;
  • Fahrdaten des Zuges;
  • Kartenmaterial;
  • Gleispläne;
  • Ergebnisse von Versuchsfahrten;
  • Berichte der BLS;
  • Berichte des Zugherstellers;
  • Befragungen der Beteiligten und Betroffenen.

Die SUST verlangte dynamische Bremsversuche mit Vergleich der Softwareversionen mit Stand bei der bremstechnischen Prüfung im Jahr 2012 und dem Stand Ende des Jahres 2020. Sowohl die BLS AG wie auch die Stadler AG führten Versuche und Untersuchungen durch. Unter Leitung der BLS wurde ein regelmässiger Austausch zwischen dem Betreiber des Zuges, dem Hersteller des Zuges, dem Hersteller des Gleitschutzes sowie der Aufsichts- und der Untersuchungsbehörde geführt.

Ursache

Der Anprall beim Anfahren an eine stehende Komposition am 31. Dezember 2020 in Belp ist auf das Zusammentreffen mehrerer Umstände zurückzuführen, die das Bremsvermögen des Zuges derart ungünstig beeinflussten, dass der zur Verfügung stehende Bremsweg nicht ausreichte, um den Zug rechtzeitig anzuhalten.

Zum Unfall haben beigetragen:

  • Das gleichzeitige Vorhandensein von schmieriger Schiene durch Salznässe und Schmierfett auf den Radlaufflächen führte zu einem erhöhten Schlupf zwischen Rad und Schiene.
  • Die Regelung der Bremssysteme stellte unter den Bedingungen schlechter Adhäsionsverhältnisse nicht sicher, dass der Triebzug den vorgesehenen Bremsweg einhalten konnte.
  • Die Bremsbeläge hatten nicht von Beginn weg den vollen Reibwert.

Sicherheitsempfehlungen und Sicherheitshinweise

Mit dem Schlussbericht wird keine Sicherheitsempfehlung ausgesprochen. Es wird auf eine mit dem Zwischenbericht Reg.-Nr. 2020123101 ausgesprochene Sicherheitsempfehlung verwiesen. Diese Sicherheitsempfehlung ist bereits umgesetzt. Ergänzend zu den bereits umgesetzten Massnahmen wird ein Sicherheitshinweis ausgesprochen.

Beteiligte Unternehmen

  • Eisenbahnverkehrsunternehmen: BLS AG (BLS), Bern
  • Infrastrukturbetreiberin: BLS Netz AG, Bern
  • Weitere Unternehmen: Stadler AG (Stadler), Bussnang

Beteiligte Fahrzeuge

  • Einfahrende Komposition RABe 515 011 (Mutz), BLS
  • Stehende Komposition RABe 515 016 (Mutz), BLS

Meinung

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Text-QuelleSUST
Mit Inhalten vonSandro Hartmeier
Redaktionhttps://www.bahnonline.ch
Aus der Bahnonline.ch-Redaktion. Zugesandte Artikel und Medienmitteilungen, welche von der Redaktion geprüft und/oder redigiert wurden.

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