Zugpferde für die Zukunft: Neue Triebwagen für die Pilatus-Bahnen [aktualisiert]

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 2. Februar 2021 veröffentlicht.
Swiss Made: Neues Design und Ingenieurskunst 2.0 für die steilste Zahnradbahn der Welt.

Die Pilatus-Bahnen AG gleist am Drachenberg die nächsten 40 Jahre auf. Am 2. Februar 2021 haben die Verantwortlichen das 55-Millionen-Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt: Ab Sommer 2021 nehmen auf dem ursprünglichen Trassee der steilsten Zahnradbahn der Welt schrittweise acht neue Triebwagen Fahrt auf. Das zeitlos-erstklassige Design der Züge mit 360-Grad-Panoramafenstern steigert den Fahrgenuss und sorgt für noch mehr Herzklopfen am Luzerner Hausberg. Ein innovatives Leitsystem und weitere technologische Neuerungen bringen mehr Komfort sowie einen nachhaltigeren Betrieb – künftig sogar im Halbstundentakt.

Bislang haben es nur Insider gesehen: das wegweisende Design für die neuen Triebwagen der Pilatus-Bahnen AG. Verwaltungsratspräsident Bruno Thürig und CEO Godi Koch präsentierten am 2. Februar 2021 der Öffentlichkeit erstmals die neuen Zugpferde für die Zahnradbahn zwischen Alpnachstad und Pilatus Kulm. Sie sind das Kernstück einer umfassenden technologischen Erneuerung der steilsten Zahnradbahn der Welt.

Bessere Aussichten denn je

Maximal grosse Glasfronten gewähren in den neuen Wagen eine 360-Grad-Panoramaaussicht und ein noch spektakuläreres Fahrerlebnis. Der renommierte Designer Thomas Küchler, der am Fusse des Pilatus aufgewachsen ist, hat die neuen Triebwagen gestaltet. Er wählte ein zeitloses Design mit weichen Radien und eleganter Formsprache. Die Wagen kommen im klassischen Pilatus-Rot daher, untermalt von einer ikonischen LED-Beleuchtung an den Fronten. Im Fahrgastraum sorgen helle, warme Farbtöne und ein hochwertiger Bodenbelag für eine edle Atmosphäre.

«Wir setzen auf erstklassig-stilvolle Fahrzeuge mit wertigen Materialien. Das ist für uns Erlebnisreisen im 21. Jahrhundert kombiniert mit modernster Fahrgastsicherheit»

, so Godi Koch, CEO der Pilatus-Bahnen AG.

Neue Pionierleistungen für weltweit einmaliges Erbe

Das einzigartige Zahnstangensystem, welches Eduard Locher mit seiner Mannschaft vor über 130 Jahren erschuf, zeigt kaum Verschleisserscheinungen und bleibt praktisch unverändert bestehen. Die neuen Triebfahrzeuge verkehren in Zukunft in Doppeltraktion. In Alpnachstad entsteht ein zweiter Perron. Dank diesem können die Gäste ohne zusätzliches Rangieren gleichzeitig in die acht Triebwagen einsteigen. Anstelle von Schiebebühnen werden drei neue Gleiswender – massgefertigte Unikate aus der Emmentaler Maschinenfabrik Steck – eingebaut. Diese Massnahmen sowie die etwas höhere Reisegeschwindigkeit ermöglichen die Einführung des Halbstundentakts.

Leiserer und nachhaltiger Betrieb

Dank eines neuen Lifts und einer verbreiterten Wartehalle erfüllt die Bergstation Pilatus Kulm die neuesten Normen für einen behindertengerechten ÖV. Zudem gewährleistet ein zukunftsweisendes Leitsystem – vom Schweizer Unternehmen Actemium Leittec eigens für die Pilatus-Bahnen AG entwickelt – einen noch sichereren Betrieb. Die neuen Fahrzeuge sind geräuschärmer und senken dank Rekuperation den Strombedarf um 30 Prozent.

Ersatz der Zugkompositionen aus den 1930er-Jahren

Das primäre Ziel des Neubauprojekts ist der Ersatz der historischen Triebwagen durch neue Zugpferde: Für das über 80-jährige Rollmaterial gibt es keine Ersatzteile mehr, die Fahrzeuge werden anfälliger für Störungen und der Unterhalt wird aufwändiger.

«Ein Ersatz der alten Triebwagen ist unumgänglich, um auch in Zukunft unseren Gästen eine sichere und störungsfreie Fahrt auf den Pilatus zu garantieren»

, erklärt Godi Koch.

Zwei Triebwagen aus den 30er-Jahren bleiben erhalten und werden in Zukunft für Extrafahrten zum Einsatz kommen.

Bahnbrechender Entscheid für die nächsten 40 Jahre

Insgesamt rechnet die Pilatus-Bahnen AG für das Projekt mit Kosten von 55 Millionen Schweizer Franken. Diese Investition wird grösstenteils durch eigene Mittel finanziert – aufgrund der coronabedingten Umsatzausfälle nicht vollumfänglich, wie ursprünglich geplant. Zusätzliche Aktionärs- und Bankdarlehen sichern die Realisation des Projekts.

«Wir glauben an einen qualitativen Tourismus am Hausberg von Luzern. Wir investieren auch in harten Zeiten, handeln visionär und gehen konsequent unseren Weg – jetzt erst recht»

, hält Bruno Thürig, Verwaltungsratspräsident der Pilatus-Bahnen AG, fest.

Drei Jahre für ein neues Jahrhundertwerk

Die sorgfältig auf die sensible alpine Umwelt abgestimmten Bauarbeiten sind am 9. November 2020 gestartet. Die Triebwagen liefert der Hersteller Stadler Rail stückweise an: Der erste neue Personentriebwagen nimmt im Sommer 2021 für Testzwecke Fahrt auf, er wurde am 7. Juni 2021 in Alpnachstad abgeladen. Im Mai 2023 werden laut Plan alle Bauarbeiten abgeschlossen sein und die acht neuen Triebwagen im Einsatz stehen. Die Aufträge führen ausnahmslos Schweizer Unternehmen aus.


Der neue Bhe 1/2 41 am 2. September 2021 abgestellt in Alpnach:

2021-09-02, PB, Alpnachstad
Quelle: Fototak

Der erste Triebwagen ist am 7. Juni 2021 im Depot in Alpnachstad angekommen. Mit Hilfe eines Pneukrans wurde der Triebwagen gehoben und eingefädelt:


Transport des ersten fertiggestellten Wagenkastens zu Stadler Bussnang, zur Fertigstellung und Montage des Antriebes:


Zahlen und Fakten zur Neukonzeption der steilsten Zahnradbahn der Welt
StreckeAlpnachstad – Pilatus Kulm (Inbetriebnahme 1889)
Höhendifferenz1635 m
Länge Bahnstrecke4618 m
Bergfahrt19 min (bisher 30 min); max. 15 km/h (bisher max. 12 km/h)
Talfahrt28 min (bisher 40 min); max. 12 km/h (bisher max. 9 km/h)
Frequenz (neu)Halbstundentakt
Betriebszeit (Saison)Mai bis November
Bauphase NeuerungenNovember 2020 bis Mai 2023 (parallel zum laufenden Betrieb und in Wintermonaten)
Rollmaterial (neu)8 Personentriebwagen in Doppeltraktion für je 48 Personen
1 Gütertriebwagen (neu getrennt von Personenverkehr)
Schrittweise Inbetriebnahme Sommer 2021 bis Mai 2023
Gewicht Triebwagen18 t (Bruttogewicht)
Antriebsleistung 210 PS oder 154 kW pro Triebwagen
BahnsystemZahnstangensystem Locher (seit 1889)
Gütertransportrund 1000 t pro Jahr
TrasseeSpurweite: 80 cm / Steigung: maximal 480 ‰, mittel 380 ‰
ProjektpartnerGeneralplaner: Emch & Berger AG
Triebwagen: Stadler Rail; Design: Küchler Design
Kabinen: Calag Carrosserie Langenthal AG
Gleiswender: Ferdinand Steck Maschinenfabrik AG
Leitsystem: Actemium Leittec

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Text-QuellePilatus-Bahnen
Redaktionhttps://www.bahnonline.ch
Aus der Bahnonline.ch-Redaktion. Zugesandte Artikel und Medienmitteilungen, welche von der Redaktion geprüft und/oder redigiert wurden.

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Kommentare

2 Kommentare

  1. Gut bleiben wenigstens zwei der alten Triebwagen von 1937 für Nostalgiefahrten und zwei der Dampftriebwagen wenigstens museal in Luzern und München erhalten. Stadler und Partner werden sicher gute Arbeit liefern.

  2. Die Nummerierung der neuen Triebwagen wurde nochmals angepasst, was zu begrüssen ist:

    Also Nr. 41-48 für die Personentriebwagen Bhe 2/2. Das würde dem geradezahligen Zehner-Nummerblock Nr. 21 ff der jetzigen Fahrzeuggeneration entsprechen. Warum aber der neue Gütertriebwagen nicht die Nr. 51 erhält (statt wie jetzt vorgesehen die 49), ist weniger einleuchtend. Die jetzigen Dienstfahrzeuge tragen schliesslich die Nr. 31 (Ohe 1/2) bzw. 32 (Xhm 1/2). So wäre es nur logisch, den nächsten ungeraden Nummerblock zu verwenden.

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