Neue Studie zeigt: Eine Steigerung des Modalsplit des öV ist sinnvoll und machbar

Obwohl immer mehr Menschen den öffentlichen Verkehr der Schweiz benützen, stagniert der Anteil des öV am Gesamtverkehrsaufkommen – der sogenannte Modalsplit – seit Jahren. Eine vom Verband öffentlicher Verkehr (VöV) in Auftrag gegebene Studie zeigt auf, wie der Modalsplit in Zukunft nachhaltig gesteigert werden kann: Mit einem Bündel grösserer und kleinerer Massnahmen, die sich zum Teil gegenseitig beeinflussen. Der VöV hat die Studie heute an einer Medienkonferenz in Bern vorgestellt.

Der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen in der Schweiz – der sogenannte Modalsplit – beträgt heute je nach Bemessungsgrundlage 13 Prozent (bezogen auf die Anzahl zurückgelegter Wege) bis 28 Prozent (gemessen an den zurückgelegten Distanzen). Im internationalen Vergleich sind dies hohe Werte. Dennoch gilt es kritisch festzustellen, dass der öV-Modalsplit seit längerem stagniert und die Problematik wegen Fahrgastrückgängen infolge der Covid-19-Pandemie akzentuiert wird. Bezüglich der pandemiebedingten Entwicklung des öffentlichen Verkehrs äussert sich Renato Fasciati, Präsident des VöV, allerdings optimistisch:

«Sobald die Corona-Schutzmassnahmen wieder aufgehoben werden, wird das Gros der Passagiere rasch wieder zum öV zurückkommen.»   

Zur Erreichung der Klimaziele bedarf es nicht «nur» mehr öV-Passagiere. Um den Verkehr nachhaltig zu gestalten, sind ein tiefgreifender Wandel des Mobilitätsverhaltens, eine drastische Reduktion des auf fossilen Brennstoffen basierten Verkehrs und eine Anteilssteigerung zugunsten der umweltfreundlichen und energieeffizienten öffentlichen Verkehrsmittel nötig. Für VöV-Direktor Ueli Stückelberger ist klar:

«Den Modalsplit zugunsten des öffentlichen Verkehrs zu steigern, bedeutet in der ganzen Klimadiskussion: Der öV ist ein gewichtiger Teil der Lösung, nicht des Problems!»

Die vom VöV beim Genfer Planungsbüro Citec in Auftrag gegebene Studie beschreibt und analysiert, wie der öV wieder Verkehrsanteile gewinnen kann. Die Studienautoren präsentierten entlang von sechs Handlungsfeldern 38 Massnahmen, welche einzeln betrachtet einen mehr oder weniger signifikanten Einfluss haben und ihre Wirkung kurz- bis langfristig sowie klein- bis grossräumig entfalten.

«Werden die vorgeschlagenen Massnahmen koordiniert, können sie als Ensemble eine Steigerung des öV-Modalsplits bewirken. Der Anteil an den mit dem öV zurückgelegten Distanzen kann von heute 28 auf über 40 Prozent steigen»

, erläuterte Studienleiter Philippe Gasser.

Die Massnahmen mit dem grössten Einfluss auf die Entwicklung des Modalsplit sind die Erhöhung und bessere Erschliessung des Angebots, die Entwicklung neuer Angebote für spezifische Nutzergruppen und Segmente wie etwa den Freizeitverkehr, die Koordination von Raum- und Verkehrsplanung, Einschränkungen des motorisierten Individualverkehrs sowie eine allgemeine Verbesserung des Images des öV bei den Benutzerinnen und Benutzern und in der breiten Öffentlichkeit.

Der VöV nimmt mit Freude zur Kenntnis, dass das Thema «Modalsplit» auch in der Politik angekommen ist. Der Nationalrat hat noch vor der Veröffentlichung der Studie in der Sommersession vier Motionen angenommen, die Massnahmen für einen höheren öV-Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen verlangen.

Die öV-Branche ist sich ihrer eigenen Verantwortung bewusst und handelt bereits heute. Mit konkreten Massnahmen will sie den Modalsplit zugunsten des öV schon kurzfristig steigern. Renato Fasciati weist auf das Handlungspotenzial der Transportunternehmen im Freizeitverkehr hin:

«Eine Steigerung des öV-Anteils ist sinnvoll und machbar. Transportunternehmen müssen insbesondere auch die Bedürfnisse der Freizeitreisenden stärker in ihren Angeboten berücksichtigen. Die RhB hat hierfür beispielsweise mit der Initiative «Bahn und Bike» ein attraktives und gefragtes Angebot geschaffen.»

Die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und die Erhöhung seines Modalsplit liegt nicht in der alleinigen Verantwortung der Transportunternehmen. Nur durch den Einbezug verschiedener Akteure und der Zusammenarbeit zwischen der öV-Branche, den Behörden und weiteren Beteiligten können die vorgeschlagenen Massnahmen erfolgreich umgesetzt werden.


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Text-QuelleVöV
Redaktionhttps://www.bahnonline.ch
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