Stadt St.Gallen: Entwicklungsplanung St.Fiden-Heiligkreuz ohne Gesamtüberdeckung

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Visualisierung Ueberdeckung St Fiden_KCAP
Visualisierung der Überdeckung St.Fiden in St.Gallen (Blick von Nord-Osten). / Quelle: KCAP

Die Ergebnisse der vertieften Machbarkeitsstudie zur Gesamtüberdeckung der Gleise und der Nationalstrasse im Gebiet St.Fiden liegen vor. Die Überdeckung ist technisch, städtebaulich und wirtschaftlich machbar. Über das weitere Vorgehen konnten die beteiligten Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer jedoch keinen Konsens erzielen. Der Stadtrat sieht dennoch vor, die Entwicklungsplanung St.Fiden – Heiligkreuz auf der Grundlage der bisherigen Arbeiten (Testplanung, Masterplanung und Machbarkeitsstudien Gesamtüberdeckung) und unter Einbezug der unmittelbar betroffenen Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer weiterzuführen.

Die Stadt St.Gallen beabsichtigt, das Gebiet St.Fiden – Heiligkreuz zu entwickeln. Das Stadtparlament genehmigte im Frühjahr 2016 einen Planungskredit für die Erarbeitung eines Zukunftsbilds für das Gebiet. In den Jahren 2016 und 2017 wurde unter Einbezug verschiedener Interessengruppen eine Testplanung durchgeführt und ein Zukunftsbild entwickelt. Im Anschluss an die Testplanung wurde entschieden, eine Gesamtüberdeckung des Areals zu prüfen, da von einer solchen zusätzlichen Chance für die Stadtteilentwicklung erwartet werden. Die resultierende grobe Machbarkeitsprüfung wurde Anfang 2019 durch unabhängige Teams bezüglich Positionierung und Nachfrage sowie Wirtschaftlichkeit im Rahmen einer Zweitmeinung überprüft. Die Zweitmeinungen haben aufgezeigt, dass eine Gesamtüberdeckung grundsätzlich möglich ist, die Wirtschaftlichkeit aber kritisch beurteilt wird und einer vertieften Abklärung bedarf.

Nachweis der Machbarkeit

Zur Klärung der ausstehenden Fragen wurde eine vertiefte Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Gesamtkosten zur Erarbeitung der Studie für die Gesamtüberdeckung in der Summe von CHF 885’000 wurden zu einem bedeutenden Teil von einer Einfachen Gesellschaft getragen, die sich aus lokalen Immobilienentwickelnden und Vertreterinnen und Vertretern aus der Wirtschaft zusammensetzt. Das Stadtparlament hat im September 2020 auf Antrag des Stadtrats einen Beitrag von CHF 368’500 bewilligt. Die vertiefte Studie zeigt auf, dass die Gesamtüberdeckung technisch, städtebaulich und auch wirtschaftlich machbar ist. Sie zeigt aber auch Herausforderungen in den Bereichen Freiraum, Stadtklima und Nachhaltigkeit auf. Das grösste Projektrisiko bleibt nach Aussage der Studie nach wie vor der zeitliche Druck aufgrund der Vorgaben der SBB in Bezug auf die Erweiterung der Gleisanlagen im Gebiet St.Fiden bis im Jahr 2035. Der Stadtrat hat die Erkenntnisse der vertieften Machbarkeitsstudie zur Kenntnis genommen und bereits im vergangenen Jahr zum Ausdruck gebracht, dass das Projekt eine grosse Chance für die zukünftige Stadtentwicklung darstellt.

Weitere Planung ohne Gesamtüberdeckung

In der Zwischenzeit haben die Stadt, die Regierung des Kantons St.Gallen, die Einfache Gesellschaft, die SBB sowie die Genossenschaft Migros Ostschweiz und das Bundesamt für Strassen Gespräche geführt mit dem Ziel, sich über das weitere Vorgehen zu einigen. Die Investorinnen und Investoren der Einfachen Gesellschaft haben sich schriftlich bereit erklärt, die notwendige Vorfinanzierung der Projektphase im Umfang von CHF 26 Mio. zu leisten. Leider konnte trotzdem kein Konsens zu einer Weiterführung der Planung einer Gesamtüberdeckung gefunden werden. Massgeblich ist insbesondere die Haltung der SBB, welche für weitere Planungen einer Gesamtüberdeckung ihre Grundstücke nicht zur Verfügung stellen können. Entscheidend dafür sind die aus der vertieften Machbarkeitsstudie gewonnenen Erkenntnisse und die darauf entstandenen Vorbehalte aufgrund betrieblicher Überlegungen, fehlender Etappierbarkeit des Projekts und des hohen Zeitdrucks. Eine Gesamtüberdeckung ist ohne die Kooperation mit den SBB nicht realisierbar. Die SBB erklären sich jedoch nach wie vor bereit, die Entwicklung des Gebiets auf den Grundlagen der Testplanung von Ende 2017 weiterzuführen, sofern die übrigen Grundeigentümerschaften ebenfalls diese Absicht verfolgen. Die SBB haben zudem einen möglichen Lösungsansatz eingebracht, der eine etappierte Realisierung einer Teilüberdeckung von Gleisfeld und Autobahn in Betracht zieht. Die Investorinnen und Investoren signalisieren, dass sie noch immer bereit sind, in eine finanzielle Vorleistung zu gehen, sofern das Projekt visionär bleibt.

Entwicklungsplanung St.Fiden – Heiligkreuz

Der Stadtrat will die Entwicklungsplanung St.Fiden – Heiligkreuz auf der Grundlage der beiden Verfahren und Studien (Testplanung, Masterplanung und Machbarkeitsstudien Gesamtüberdeckung) und unter Einbezug der beteiligten Partnerinnen und Partner weiterführen. Zu diesem Zweck wird er nun Gespräche mit den Grundeigentümerschaften und den Investorinnen und Investoren zur Klärung der weiteren Zusammenarbeit und des Vorgehens führen. Die Entwicklungsplanung St.Fiden – Heiligkreuz soll auch in Zukunft partnerschaftlich und unter Einbezug der Bevölkerung erfolgen.


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6 Kommentare

  1. Die vor gesehenes Grünflächen und der Bestand an grossen Bäumen sieht etwas arg armselig aus. Planen da die St. Gallen am Klimawandel vorbei eine Hitzehölle aus Beton und Asphalt? Hat ihnen dazu ein abgehobener Elfenbeinturm-Schwurbler aus der berüchtigten «St. Galler Hochschule für Asozialarbeit» geraten? Mit dem einheimischen, nachwachsenden, CO2-bindenden Baustoff Holz, der sich nicht so extrem aufheizt, wie Beton und Asphalt könnte das Problem entschärft werden. Der Kanton St. Gallen verfügt über Ingenieurholzbauer und Holzbaufirmen von Weltruf, welche z.B. die neuen Gebäude von Swatch-Omega in Biel realisiert haben.

  2. Hier ein Zitat von einem der Verantwortlichen:

    Zu grün, zu vorstädtisch hätte es nicht wirken sollen, sagte Klauspeter Nüesch von der Investorengruppe. «Sonst hätte das Viertel die Power der städtischen Dynamik verloren.»

  3. Die Haltung der SBB war ja auch zu erwarten. SBB Immobilien investiert auch so gut wie nichts in der Ostschweiz. Schade eigentlich, denn eine Gesamtüberdeckung zwischen den beiden Brücken würde sich viel besser ins Gesamtbild einfügen.

    Noch allgemein zum öV in St.Gallen

    In St.Gallen baut man lieber einen zweiten Autobahnanschluss ins Stadtzentrum anstatt in den öV zu investieren (in der Zukunft hat man dann sieben Autobahnanschlüsse zwischen Gossau und St.Gallen). Auch den SBB scheint St.Gallen egal zu sein:
    – kein Viertelstundentakt bei der S-Bahn, sowie 3. Gleis Gossau – St.Gallen bis mindestens 2035
    – keine Direktverbindungen mehr nach Bern ab 2035 (IC1 geht dann nach Konstanz/Romanshorn)
    – kein St.Galler Vollknoten und Beschleunigung der Verbindungen nach Zürich um 2035 wegen dem FV-Dosto Debakel (Wankkompensation kann nicht für bogenschnelles Fahren benutzt werden)
    – kein weiterer Ausbau der Verbindungen nach Bregenz – München aus Kapazitätsgründen (sind heute schon oftmals verspätet)
    – den durchgehenden Halbstundentakt ins Rheintal wollten die SBB aus Spargründen zuerst nicht einführen, haben aber nach Druck aus der Politik aufgegeben

  4. Entlarvender und dummschwätzerischer als dieser «Verantwortliche» für diese hirnlos verplante Hitzehölle kann man es nicht auf den Punkt bringen. Ich denke ich liege mit dem abgehobenen Elfenbeinturm-Schwurbler richtig. Solche einfältige Vorsichhinwurstler verplanen unsere Zukunft!

  5. Beim Durchlesen der Machbarkeitsstudie habe ich genau auch den Schwachpunkt bezgl. öV und Grünräume gesehen. Der öV ist genügend (weil man auf Kapazitäten im öV gar nicht Rücksicht nimmt und die Grünräume sind einfach Strassenräume ohne Auto. Schlussendlich wird der Mehrverkehr – den es immer gibt bei Neubauten – wieder mit Autos abgewickelt. Da sollte sich eine Stadt St. Gallen, aber auch die anderen Beteiligten, schämen.

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