Schienen-Star zurück: Der Rote Pfeil der OeBB glänzt wieder

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Der Rote Pfeil der OeBB, der RCe 2/4 607, nach erfolgter Revision im April 2023 im Bahnhof Balsthal. / Quelle: OeBB

Nach einer über dreijährigen Zwangspause infolge Motorendefekt ist der 1938 bei der SBB in Betrieb gesetzte Rote Pfeil der Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB) wieder zurück auf dem Schweizer Schienennetz. Er wird – frisch repariert, revidiert und lackiert – am Sonntag, 21. Mai 2023 im Rahmen des Kulturtags Thal in Balsthal der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

Er gehört wie der Elefant, das Krokodil oder der TEE zu den unvergesslichen Schienen-Stars der Schweizer Eisenbahngeschichte: Der elektrische Rote Pfeil, welcher ab 1935 in sieben Exemplaren bei der SBB in Betrieb gesetzt wurde. Die innovativen Schnelltriebwagen, bei welchen die Fahrgäste freie Sicht in den Führerstand und auf die Strecke haben, waren auf ihren Einsatzstrecken derart beliebt, dass sie nach kurzer Zeit vom Regel- in den Ausflugsverkehr versetzt werden mussten. Als sich auch das Ende dieses Aufgabenbereichs abzeichnete, konnte die OeBB 1974 den jüngsten Roten Pfeil als Reservefahrzeug für die Regionalzüge zwischen Oensingen und Balsthal erwerben. Anfänglich im Balsthaler Himmelblau lackiert, errötete das Fahrzeug im Winter 1988/89 wieder und begeisterte fortan hauptsächlich wieder Ausflugsreisende auf öffentlichen und privaten Charterfahrten in der ganzen Schweiz.

Aufwändige Reparatur und Restaurierung im Stil der 1950er-Jahre

2019 erlitt der legendäre Triebwagen einen Motorendefekt, welcher umgehend repariert werden konnte. Anschliessend sollte eine Neulackierung folgen, doch ein neuerlicher Motorendefekt führte dazu, dass das Fahrzeug abgestellt und gründlich untersucht werden musste. Aufgrund seiner nationalen Bedeutung als Kulturgut entschieden sich die Verantwortlichen dazu, den Roten Pfeil wieder zum Leben zu erwecken. Die aufwändige Reparatur der beiden Motoren, die Neulackierung und die sanfte Restaurierung führten zu einem über Jahre dauernden Projekt. Da das Innere des Fahrzeugs entweder dem Ablieferungszustand oder jenem der Umbaujahre 1954/55 entspricht, lag es nahe, auch das Äussere dem Stand der 1950er-Jahre anzupassen. So kommt der Rote Pfeil wieder in Purpurrot, mit den Initialen «SBB-CFF» und als Drittklassfahrzeug daher. Während die Reparatur- und Inbetriebsetzungsarbeiten zur Hauptsache in der OeBB-eigenen Depotwerkstatt in Balsthal erfolgten, gingen die Lackierungsarbeiten in der BLS-Werkstatt in Bönigen über die Bühne.

«Wir sind stolz, den originalsten Roten Pfeil der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung stellen zu können und freuen uns auf zahlreiche begeisterte Fahrgäste»

, so Toni Rüegg, Präsident des Vereins OeBB Historic.

Finanziert wurde das über 300’000 Franken teure Projekt dank grosszügigen Einzelspendern, Gönnerinnen und Gönnern, dem Swisslos-Fonds SoKultur, OeBB Historic und der OeBB AG. Weitere Gönnerinnen und Sponsoren sind jedoch nötig, um die letzten Details auch noch finanzieren zu können.

Buchbar für Fahrten in der ganzen Schweiz

Der 85jährige Rote Pfeil steht nach Abschluss der Inbetriebsetzung ab dem 1. September 2023 wieder für Charter- und Publikumsfahrten zur Verfügung. Er kann auf nahezu dem gesamten Schweizer Normalspurnetz eingesetzt werden, je nach Strecke ist eine Vorspannlokomotive nötig. Maximal finden 48 Personen auf den gepolsterten Ledersitzen Platz. Die Reisegeschwindigkeit 80 bis maximal 100km/h, einerseits zur Schonung des Fahrzeuges, andererseits ergibt dies auch ein hoher Fahrkomfort und die Landschaft kann in vollen Zügen genossen werden. Verantwortlich für Organisation, Kommunikation und Verkauf der Charterfahrten mit oder ohne Catering ist die Oensingen-Balsthal-Bahn AG.

Daten und Fakten zum Roten Pfeil RCe 2/4 607
Technische Daten
– Typenbezeichnung: RCe 2/4
– Betriebsnummer: 607 (94 85 7 591 007-0)
– Hersteller: SLM, MFO, BBC und SAAS
– Inbetriebnahme: 25.1.1938
– Länge über Puffer: 22,4 m (ursprünglich 21,5 m)
– Dienstgewicht: 38 t (ursprünglich 33,8 t)
– Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h (zur Schonung des Fahrzeugs betrieblich nur 80 km/h)
– Anzahl Sitzplätze: 48 im Innenraum und 14 in den Vorräumen
– WC: vorhanden
– Catering: Im Fahrzeug in kleinem Rahmen möglich

Chronologie
– 1938: Abnahme am 25. Januar durch die SBB; Hersteller SLM, BBC, MFO und SAAS
– 1947: Nachrüstung mit Zug- und Stossvorrichtungen (Puffer) um 1-2 Wagen anzuhängen
– 1954/55: Modernisierung Innenraum mit Trambestuhlung (Wendesitze); neue Drehgestelle
– 1956: Hauptrevision in der Werkstätte Zürich
– 1968: Wechsel ins Depot Bern; Einsatz für Nachführungen (Zusatzzüge)
– 1974: Kauf durch die OeBB; himmelblaue Neulackierung; Einsatz im Regelverkehr
– 1988/89: Revision, moderate Innenrenovation und Neulackierung im «RhB-Rot»
– 1996: Letzte Einsätze im Regelverkehr zwischen Oensingen und Balsthal
– 2009: In 29 Extrafahrten (bisheriger OeBB-Rekord) rund 10‘000 gefahrene Kilometer
– 2010: Nachrüstung des Zugbeeinflussungssystem «ETM S21 S»
– 2018: Erster Motorenschaden
– 2019: Zweiter Motorenschaden und Abstellung
– 2023: Wiederinbetriebnahme und Neulackierung im originalen Purpurrot
Über den Verein OeBB Historic
Aufgabe des gemeinnützigen Vereins ist es, den seit 1975 bestehenden Nostalgiebetrieb der Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB) zu erhalten und zu fördern, zur Pflege und Unterhalt von kulturhistorischem Rollmaterial und Bahnutensilien beizutragen und das dazu nötige technische Fachwissen zu bewahren. Dank 18 aktiven Vereinsmitgliedern können Unterhalt und Betrieb von vier Dampflokomotiven, vier Nostalgiewagen und des Roten Pfeils am Standort Balsthal garantiert werden. Bei Projekten ist OeBB Historic nebst Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten für die Beschaffung von Drittmitteln verantwortlich.

– Weitere Informationen unter www.oebb-historic.ch

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6 Kommentare

  1. Schön ist diese einzigartige Ikone de Schweizer Eisenbahngeschichte dank de kleinen, aber innovativen OeBB wieder einsatzfähig.

  2. Ich war vorhin in Balsthal. Der neu lackierte Rote Pfeil in der purpurroten Farbe mit der Anschrift SBB CFF aus verchromten Metallbuchstaben sieht einfach unglaublich toll aus!

  3. Alle Daumen hoch für die OeBB!
    Ist es wirklich so, dass die SBB nichts an die Revision bezahlt hat? Dann müsste das SBB Signet mit einem Trauerflor umrahmt werden….

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