Stadt Zürich lehnt vorgeschlagenen Logistik-Hubs ab

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Die Stadt Zürich spielt eine zentrale Rolle im Netzwerk von CST: Karte der ersten Teilstrecke. / Quelle: CST

Der Stadtrat von Zürich nimmt Stellung zum Vorhaben Cargo sous terrain. Die City-Hub-Standorte in der Stadt Zürich genügen den fachlichen Anforderungen nicht. Zudem ist der zu erwartende Beitrag zur Verkehrsreduktion im Güterverkehr vernachlässigbar.

Die Anzahl der Gütertransporte in der Schweiz steigt und mit ihnen der Verkehr und der Platzbedarf durch Lieferfahrzeuge. Der Stadtrat hat im November 2023 die Strategie «Urbane Logistik und Gewerbeverkehr» verabschiedet.

Eine andere Initiative, die über die Stadt hinausreicht, ist das Projekt Cargo sous terrain (CST) der gleichnamigen Unternehmung. Diese plant ein unterirdisches Logistiksystem, das sich durch das Mittelland erstrecken soll. Die Stadt Zürich erachtet CST grundsätzlich als innovatives Projekt.

Das Bundesamt für Verkehr hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Raumentwicklung den «Sachplan Verkehr, Teil Unterirdischer Gütertransport» (SUG) erarbeitet als raumplanerische Grundlage für dieses unterirdische Logistiksystem. Die betroffenen Gemeinden im Kanton Zürich konnten seit Februar auf Einladung des Kantons Stellung zum SUG nehmen.

Kaum nennenswerte innerstädtische Verkehrsreduktion

Mit CST könnten gewisse Gütertransporte zu den City-Hubs in die Stadt Zürich unterirdisch erfolgen. Damit wäre theoretisch eine oberirdische Verkehrsreduktion möglich. Rund um die City‑Hubs, vor allem im Wohnquartier Albisrieden, würde es jedoch mehr Verkehr geben. Es könnten auch nicht sämtliche Gütertransporte auf CST verlagert werden. Daher könnten nur etwa 3 Prozent des oberirdischen Güterverkehrs in der Stadt eingespart werden.

Bezogen auf den gesamten motorisierten Verkehr in der Stadt wäre das eine Reduktion von nur etwa 0,3 Prozent.

Herausfordernde Wahl der Hub-Standorte

City-Hubs wie sie auch in der obengenannten städtischen Strategie «Urbane Logistik und Gewerbeverkehr» enthalten sind, sollen sich an übergeordneten Strassen nah bei Autobahnanschlüssen oder am Schienennetz befinden. In der Stadt Zürich braucht es mindestens drei Hubs, damit der Verkehr über das Gleisfeld reduziert werden kann. Die drei von CST favorisierten Hubs im SUG sind Albisrieden, Herdern und Oerlikon. Der City‑Hub in Albisrieden ist in einem Wohnquartier vorgesehen. Der zu erwartende Mehrverkehr stünde im Konflikt zu Fuss- und Veloverkehr sowie zur Schulwegsicherheit. Deshalb lehnt die Stadt diesen Standort ab. Der City‑Hub‑Standort Herdern wäre zwar gut an das Schienen- und übergeordnete Strassennetz angeschlossen. Allerdings spricht der Schutz des Grundwassers gegen diesen Standort. Die deswegen erforderliche oberirdische Transportröhre mit einem Durchmesser von 6 bis 7 Meter über das Gleisfeld ist städtebaulich kaum befriedigend realisierbar. Der Standort Oerlikon befindet sich gemäss kommunalem Richtplan im Verdichtungsgebiet (Zentrumszone). Zudem wird der Anteil der Wohnnutzung zunehmen. Die Mehrbelastung durch den Schwerverkehr wäre an diesem Standort herausfordernd und könnte kaum quartierverträglich abgewickelt werden.

Das Logistiksystem CST bietet Chancen, aus Sicht der Stadt überwiegen auf dem Stadtgebiet jedoch die Nachteile. Die Stadt Zürich fordert eine umfassende Interessenabwägung sowie eine Kosten‑Nutzen‑Analyse. Dabei sollen sowohl die Wirksamkeit und Notwendigkeit von CST als auch der Ressourceneinsatz und die damit verbundenen Umwelteinwirkungen berücksichtigt werden.

Die Stadt Zürich hat ihre Stellungnahme fristgerecht beim Kanton zuhanden des Bundes eingereicht.

Stellungnahme Cargo sous terrain: CST reduziert Zürcher Güterverkehr um 5’200 km pro Tag
Im Rahmen des Sachplanverfahrens haben zahlreiche Gemeinden entlang der ersten Teilstrecke von Neuendorf bis Zürich-Flughafen ihre Stellungnahmen zu den Plänen von Cargo sous terrain (CST) an ihren Kanton abgegeben. Dazu gehört auch die Stadt Zürich. Die Kantone konsolidieren nun diese Vernehmlassungen zu Handen des Bundes.

Die veröffentlichte Stellungnahme des Zürcher Stadtrats [oben] zum Sachplan des Bundes ist für CST ein Zwischenschritt zu einem Dialog mit der Stadt, der erst begonnen hat. Dass dabei unterschiedliche Einschätzungen über die Wirkungen der neuartigen Logistik zutage treten, ist in einem derartigen Verfahren nicht überraschend. CST arbeitet auch bereits daran, die im ersten Planentwurf vorgeschlagenen Hubstandorte zu verschieben, um diese noch besser mit dem Güterverkehrskonzept der Stadt in Einklang zu bringen.

Einig sind sich CST und der Stadtrat, dass es mindestens drei Hubs auf Stadtzürcher Gebiet braucht, damit das CST-System seine Vorteile zur Geltung bringen kann. Die Verkehrsreduktion im Jahr 2050 umfasst gemäss einer Studie der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) mehr als 5’200 Lastwagenkilometer täglich, gerade an neuralgischen Punkten. Dazu reduziert sich dank Vermeidung von Leerfahrten und Fahrtenbündelung die Anzahl Stopps auf Vorplätzen, Trottoirs und Velostreifen. Aus Sicht CST sind das relevante Beiträge an die Entlastung der Stadt Zürich vom wachsenden Versorgungs- und Entsorgungsverkehr.

CST hat Potenzial zur weiteren Entlastung

Die Wirkung von CST liesse sich durch eine noch günstigere Platzierung der Hubs in Absprache mit der Stadt weiter steigern. Die ZHAW-Studie zeigt dies etwa anhand des Beispiels von 18-Tonnen LKW. Dabei kommt die Studie zum Schluss, dass durch die Warenströme, die in Zukunft über das CST-System laufen könnten, die Gesamtzahl der Fahrzeugkilometer in dieser Kategorie um etwa 22 % bis 32 % reduziert werden könnte.

Zu Recht weist die Stadt Zürich auf offene Punkte hin, die bei der Weiterentwicklung des CST-Projekts berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören vertiefte Verkehrsberechnungen und der Bedarf nach gezielten Massnahmen, um den Grundwasserschutz sicherzustellen. CST ist sich bewusst, dass dazu ergänzende fachliche Arbeit zu leisten ist und versteht hier die Anliegen der Stadt Zürich.

Neben Zürich haben weitere Gemeinden ihre Anliegen bei den Kantonen deponiert, die sich auf Planung, Bau und Betrieb von CST beziehen. Auch diese Punkte sind aus CST-Sicht relevant. Über alles gesehen zeigen die Sachplanunterlagen den Planungsstand bei der Einreichung Ende 2023. Die aktuelle Anhörung dient der breiten Prüfung und Diskussion. Die Debatten sind in diesem Stadium ein notwendiger Bestandteil der Projektentwicklung, so dass das Projekt sowohl für die Bevölkerung, als auch für die Behörden nachvollziehbar und stimmig wird.

Für CST ist der Dialog wichtig

Erste Projektanpassungen sind bereits gestartet worden. Eine vertiefte Auseinandersetzung zur Verkehrsentlastung durch CST ist bei der Entwicklung der Hubstandorte vorgesehen. Bereits jetzt sucht CST das Gespräch mit den Gemeinden entlang der ersten Teilstrecke, um Lösungen für ihre standortspezifischen Anliegen anzubieten. Per Ende Juni laufen in den Kantonen Zürich, Aargau und Solothurn die Fristen zuhanden des Bundes ab. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wird als nächstes eine Standortbestimmung unter der Koordination des Bundesamts für Verkehr erfolgen.

Nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität

CST arbeitet mit sämtlichen involvierten Akteuren und Partnern dialogorientiert an der Weiterentwicklung und Verbesserung des Projekts. Der oberste Leitsatz dabei ist: Nur mit CST lässt sich das Wachstum des Güterverkehrs in der Schweiz in den kommenden Jahrzehnten ohne zusätzlichen Stau bewältigen. Zur Sicherstellung der Lebensqualität und Versorgung der Schweiz mit zunehmenden Gütermengen braucht es, neben Bahn und Strasse, CST als dritten Verkehrsträger und als neue Logistik-Infrastruktur. Dabei zählt jeder einzelne Lastwagen, den CST von der Strasse wegbringen kann.

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