Rollende Autobahn wird Ende 2025 eingestellt

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 5. Mai 2025 veröffentlicht.

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Ein Ralpin-Zug in Freiburg (DE) bereit zur Abfahrt in Richtung Süden. / Quelle: Ralpin

Wegen unerwartet vielen Einschränkungen auf dem Schienennetz kann das Unternehmen RAlpin die «Rollende Autobahn» (Rola), daher den Bahnverlad von ganzen Lastwagen für die Fahrt durch die Alpen, auch mit den Finanzhilfen des Bundes nicht mehr wirtschaftlich betreiben, obwohl die Nachfrage von Seiten der Kunden weiterhin gut ist. In Absprache mit dem Bund wird die Rola deshalb früher eingestellt als geplant, nämlich per Ende 2025 statt wie bisher vorgesehen Ende 2028.

Die RAlpin AG steht vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotz der laufenden finanziellen Abgeltungen des Bundes, einer vorhandenen Nachfrage und guter Auslastung von 80 Prozent ist der Betrieb der «Rollende Autobahn» (Rola) nicht mehr wirtschaftlich möglich. Bereits 2024 fielen rund 10 Prozent der Züge aus. Der Grund waren geplante sowie kurzfristig angeordnete Baustellen und weitere unvorhersehbare Ereignisse. Dies führte 2024 zu einem negativen Ergebnis rund -2.2 Millionen Franken. Im 1. Quartal 2025 konnten wegen Bauarbeiten im Vergleich zum Vorjahr rund 20 Prozent weniger Züge gefahren werden; statt 1018 Züge im 1. Quartal 2024 sind dieses Jahr in der gleichen Zeitperiode nur deren 794 gefahren.

Das eidgenössische Parlament hatte vor zwei Jahren beschlossen, die finanzielle Förderung der Rola durch den Bund ein letztes Mal zu verlängern und den Betrieb per Ende 2028 einzustellen. Die RAlpin kommt nun zum Schluss, dass die Rola unter den geänderten Voraussetzungen nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann, zumal eine Normalisierung der Situation nicht in Sicht ist. In Absprache mit dem Bund hat sie deshalb beschlossen, den Betrieb bereits auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2025 einzustellen. Die drei Aktionäre der RAlpin (BLS, Hupac und SBB) sind bereit, bis dahin die Finanzierung der Rola sicherzustellen, um eine geordnete Betriebseinstellung zu ermöglichen und die geschäftlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Der Bund erhöht seinerseits bis zur Einstellung der Rola die durchschnittliche Abgeltung je verlagerten Lastwagen.

Bei RAlpin sind 16 Personen angestellt, die RAlpin sucht nach Lösungen für die betroffenen Mitarbeitenden. Da bereits seit längerem klar ist, dass der Betrieb bis maximal Ende 2028 weitergeführt wird, ist RAlpin im steten Austausch über den individuellen künftigen Berufsweg von allen Mitarbeitenden.

Die Herausforderungen im alpenquerenden kombinierten Verkehr sind gross

Die RAlpin hat in den letzten Jahren die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, trotz Kostensteigerungen für die Nutzung der Bahninfrastruktur, Energie, Terminals und Traktion mit einem konstanten Zahlungsrahmen jährlich bis zu 80’000 Lastwagen im begleiteten kombinierten Verkehr durch die Alpen auf die Schiene zu verlagern. Dies entspricht 7 Prozent des kombinierten Verkehrs durch die Schweizer Alpen. Die RAlpin wird gemeinsam mit den Kunden Möglichkeiten suchen, um ihre Mengen weiterhin auf der Schiene zu transportieren. Es ist aber davon auszugehen, dass ein Teil, der auf der Rola transportierten Güter zuerst auf die Strasse zurück verlagert wird, bis die Umrüstung auf kranbare Sattelauflieger erfolgt ist.

Die Situation der Rola ist symptomatisch für den ganzen alpenquerenden kombinierten Verkehr auf der Schiene. Grund für die zunehmenden Zugsausfälle auf der Rola ist insbesondere die anhaltend hohe Störungsanfälligkeit der Schieneninfrastruktur in Deutschland. Die RAlpin erwartet, dass sich die Bedingungen für die Akteure im kombinierten Verkehr in den kommenden Jahren verbessern werden und so neue tragfähige Lösungen möglich sind, um das Verlagerungsziel von der Strasse auf die Schiene zu erreichen. Dazu wird es weiterhin flankierende Massnahmen durch die Politik brauchen. Es muss das Ziel sein, die Anstrengungen der letzten 25 Jahre für eine erfolgreiche Verlagerung des alpenquerenden Verkehrs durch die Schweiz auf die Schiene langfristig zu sichern.

Stellungnahe SEV: Kritik an vorzeitiger Einstellung der «Rollenden Landstrasse» – Verantwortung gegenüber Personal und Klima gefordert
Der SEV nimmt die Ankündigung der RAlpin AG, die Rollende Landstrasse (Rola) bereits Ende 2025 einzustellen, mit Sorge zur Kenntnis. Diese Entscheidung ist sowohl klimapolitisch als auch sozialpolitisch bedenklich. Derzeit sind die genauen Auswirkungen auf das Personal unklar. Der SEV verfolgt die Entwicklungen mit grosser Aufmerksamkeit und wird diese kritisch begleiten.

Das betroffene Personal bei BLS und BLS Cargo steht nun unter Druck. Für den SEV steht ausser Frage, dass die BLS ihre Verantwortung als Arbeitgeberin wahrnehmen muss: «Es darf keinen Personalabbau geben», sagt SEV-Gewerkschaftssekretärin Katrin Leuenberger: «Das Personal soll nicht für das vorzeitige Ende der Rola büssen müssen.»

Die Rola ist ein zentrales Element der Verlagerungspolitik im alpenquerenden Güterverkehr. Deshalb hat das Bundesparlament deren Finanzierung 2023 bis Ende 2028 verlängert. Ihre vorzeitige Einstellung bedeutet eine massive Rückverlagerung des Güterverkehrs auf die Strasse und damit einen erheblichen Rückschritt in der Klimapolitik. Das führt zu mehr Stau auf den Strassen, höheren CO₂-Emissionen, mehr Lärm und zusätzlicher Belastung für Mensch und Umwelt. Stossend ist, dass mit den Unternehmen BLS und SBB die zentralen Akteure, welche mit der Umsetzung der Verlagerungspolitik vom Bund beauftragt sind, diese Entscheidung mitverantworten. Denn beide Unternehmen sind mit je rund 30 Prozent am Aktionariat der RAlpin AG beteiligt.
Stellungnahme VSLF: Vorzeitiges Ende der Rollenden Autobahn
Der Betrieb der Rollenden Autobahn (Rola) wird vorzeitig auf Ende 2025 eingestellt. RAlpin als Betreiber der Rola informierte darüber am Montag, den 05.05.2025. RAlpin gehört mit rund 3’700 Zügen pro Jahr zu den grösseren Kunden von BLS Cargo. BLS Cargo plant und fährt die Rola auf der Achse Freiburg im Breisgau – Novara in der Schweiz.
 
Das Ende der Rola war vorhersehbar, jedoch geschieht es mit der Einstellung auf Ende 2025 rund drei Jahre früher als geplant. Dadurch steht BLS Cargo unter Druck, sich auf die neue Ausgangslage bereits auf Ende 2025 einzustellen. Durch den Verkehrsverlust ergeben sich Auswirkungen auf die Mitarbeitenden und Lokomotiven von BLS Cargo und der BLS (Lokpersonal und Werkstätten).
 
Die Auswirkungen werden in den nächsten rund zwei Monaten analysiert. Das Ziel ist, die Auswirkungen auf das Personal von BLS Cargo und BLS möglichst gering zu halten. Dies ist auch im Sinn des VSLF.
 
Das Aus der Rola ist auch auf die eingeschränkte Infrastrukturverfügbarkeit infolge von Baustellen und Umleitungen auf dem Korridor zurückzuführen. Es wird herausfordernd sein, die jährlichen rund 80’000 Sendungen auf andere Angebote auf der Schiene umzulenken. Jedoch war die Rola, auf welcher komplette Lastwagen inkl. Zugmaschinen und Chauffeure transportiert werden, auch nicht der wirtschaftlichste Verkehr, können doch auf einem UKV Zug von gleicher Länge mit Wegfall der Zugmaschinen und dem Begleitwagen mehr Auflieger (auch nicht kranbare) als auf einer Rola transportiert werden.
 
Welche Auswirkungen der Wegfall der Rola für den Güterverkehr auf Strasse und Schiene hat, wird sich weisen. 

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2 Kommentare

  1. Da wird von Umweltschutz, E-Autos, CO2-Bilanz usw. gepredigt und handumkehrt wird die RoLa eingestellt. Grosse Propaganda und Unfähigkeit von Politik und Regierung.

  2. Die Zukunft gehört eindeutig dem unbegleiteten Kombiverkehr mit kranbaren Sattelauflieger oder noch besser Containern. Es macht schlicht und einfach weder ökonomisch noch ökologisch Sinn, Chauffeure und das tote Gewicht schwerer Zugmaschinen auf der Schiene herum zu karren und damit wertvolle und knappe Transportkapazitäten zu verschenken. Für die kurzen Strecke von und zu den Güterterminals könnten elektrische Zugmaschinen den CO2-Ausstoss weiter reduzieren. Der Entscheid die RoLa einzustellen ist deshalb grundsätzlich richtig. Unschön ist, dass er wegen der chronischen Unzuverlässigkeit und Unfähigkeit der Deutschen «Wir-bringen-rein-gar-nix-auf-die-Reihe-Bahn» so kurzfristig umgesetzt werden muss.

    Nun muss rasch und zielgerichtet mit dem Ausbau und der Elektrifizierung einer alternativen Strecke rechts des Rhein durch das Elsass und mit der Digitalisierung des Güterverkehrs vorwärts gemacht werden. Das wurde von der Politik seit dem Debakel von Rastatt von der Politik und den Bahnen verschlafen. Auch der unbegleitete Kombiverkehr auf der energieeffizienteren Schiene muss zuverlässiger und wirtschaftlicher abgewickelt werden können, um eine attraktive Alternative zum umweltbelastenderen Gütertransport auf der Strasse zu sein.

    PS: Zur Pferdezeit verluden die Fuhrhaltereien bei internationalen Umzügen ihre Eisenbahn-Möbelwagen auch ohne Pferde und Fuhrleute auf die Bahn. Die Eisenbahn-Möbelwagen wurden am Zielort von lokalen Fuhrhaltereien vom Bahnhof zum Kunden gebracht. D.h. die RoLa war ein Rückschritt gegenüber der Pferdezeit. Fortschrittliche Speditionen wie z.B. Welti-Furrer in Zürich setzten bereits vor 1900 auf kranbare Möbelkoffer, die ohne Fuhrwerk-oder Canümionuntergestell auf die Bahn und auf Ozeanschiffe verladen wurden.

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