LITRA-Preisvergleichsstudie: Mit flexibleren Preisen zu mehr öV-Kundinnen und Kunden

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Die Gäste: Maura Killer (Projektleiterin Infras), Sylvia Coutaz (Projektleiterin Marketing Mobilis), Helmut Eichhorn (Geschäftsführer Alliance SwissPass) und Martin Candinas (Präsident LITRA) [v.l.n.r.]. / Quelle: Litra

Die Preisdifferenzierung ist im öV angekommen – auch in der Schweiz. Dies zeigt die internationale Preisvergleichsstudie Angebot und Preise des öV Schweiz im internationalen Vergleich, die die LITRA zum vierten Mal herausgibt. Der Trend Richtung Freizeitmobilität verstärkt sich und die öV-Unternehmen, die Verbünde und Besteller reagieren: In mehreren Projekten werden flexible Tarife getestet. Damit versucht der öV in der Schweiz, seine Position nach dem Corona-Einbruch zu stärken und seine Spitzenposition beim Angebot zu halten.

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Die Gäste: Maura Killer (Projektleiterin Infras), Sylvia Coutaz (Projektleiterin Marketing Mobilis), Helmut Eichhorn (Geschäftsführer Alliance SwissPass) und Martin Candinas (Präsident LITRA) [v.l.n.r.]. / Quelle: Litra

Stabile Preise und deutlich mehr Preisdifferenzierung

Die Schweiz hat das Image einer Hochpreisinsel – auch im öffentlichen Verkehr. Doch ein exakter Vergleich mit sechs anderen europäischen Ländern zeigt: Der Schweizer öV liegt insgesamt preislich im europäischen Mittelfeld. Die Studie Angebot und Preise des öV Schweiz im internationalen Vergleich bestätigt dies. Maura Killer, Projektleiterin bei Infras fasst zusammen:

«Über die vier Erhebungen seit 2013 haben sich die Preise stabilisiert und das Ticketangebot ist deutlich gewachsen: Ob Sparbillette, Spartageskarten oder vergünstigte Freizeitangebote.»

Eintrittshürden in den öV senken

Ein Viertel weniger Fahrgäste, ein Fünftel weniger General- und Verbundabonnemente, über 60 Prozent der Billette digital, im Herbst 2021 mehr Umsatz mit Einzelbilletten als 2019 – die COVID-19-Pandemie hat einiges durcheinandergewirbelt im öffentlichen Verkehr.

«Das veränderte Mobilitätsverhalten fordert uns als Branche»

, sagte Helmut Eichhorn anlässlich der Präsentation der LITRA-Preisvergleichsstudie.

Deshalb brauche es nun flexiblere Angebote, die mehr auf Gelegenheitsreisende, TeilzeitpendlerInnen und Freizeitmobilität ausgerichtet seien.

«Gleichzeitig müssen wir Eintrittshürden in den öffentlichen Verkehr senken.»

Sparbillette sind mittlerweile ein erprobtes und beliebtes Mittel. Gerade in urbanen Räumen wird dies jedoch nicht ausreichen. Deshalb finden insbesondere innerhalb von Tarifverbünden derzeit einige Markttests mit neuen Preis- und Abonnementsformen statt.

Ausprobieren, um näher beim Kunden zu sein

Einer dieser Markttests ist das «Flexiabo» der beiden Westschweizer Tarifverbünde Mobilis und Frimobil. Das Angebot bewegt sich zwischen den bekannten Tageskarten und dem Jahresabonnement der Verbünde und ist seit dem 16. August 2021 innerhalb von Mobilis verfügbar. Das Pilotabo erlaubt es den Kundinnen und Kunden, während 104 oder 156 Tagen ihrer Wahl zu reisen.

«Die ersten Ergebnisse des Tests sind ermutigend: Wir stellen fest, dass das «Flexiabo» Bedürfnisse abdeckt, die die ‚klassischen‘ Abonnemente nicht erfüllen, insbesondere für die Personen im Home Office und Teiltzeitangestellte»

, führt Sylvia Coutaz aus, die das Projekt bei Mobilis verantwortet.

Damit mehr Personen das «Flexiabo» austesten können, hat der Tarifverbund Mobilis entschieden, das Pilotprojekt bis 11. Dezember 2022 zu verlängern. Ausserdem wird das Testangebot neu nicht nur im Webshop der Transports lausannois verfügbar sein, sondern ab sofort auch am Schalter.

«Die Ergebnisse dieses Pilotprojets sollen Hinweise geben, ob ein solches Abonnement für die Branche interessant sein kann und wie es im Vergleich mit anderen Lösungen abschneidet.»

Der öV-Anteil muss steigen – auch dank flexibleren Preisen

Trotz der derzeit schwierigen Lage für den öV sind dessen Vorteile bekannt und unbestritten: Er ist emissionsarm und energieeffizient. In der Schweizer Politik geniesst der öV deshalb grossen Rückhalt, was die grosse Unterstützung der eidgenössischen Räte für die Vorlage zum zweiten Unterstützungspaket für den öV im Dezember gezeigt hat. Die Finanzierung für den Betrieb und die Infrastruktur ist etabliert und soll fortgeführt werden. Um die Klimaziele zu erreichen, muss der Anteil des öV am Gesamtverkehr in den nächsten Jahren deutlich steigern. Attraktive preisliche Angebote sind ein Mittel, um mehr Leute auf den öV zu locken.

«Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass sich die öV-Branche bewegt und alles daran setzt, auch Gelegenheitsreisende und Freizeitreisende auf den öV zu bringen. Nur so kann es gelingen, langfristig den öV-Anteil zu erhöhen»

, betonte LITRA-Präsident Martin Candinas an der Medienkonferenz.

Die Aufzeichnung der Medienkonferenz finden Sie hier zum Nachschauen:


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