
Verschiedene Medien behaupten, dass die SBB für den Umbau der neuen Doppelstockzüge rund 250 Millionen Franken zahlen wird und legen nahe, dass sich dieser auf die Billettpreise auswirke. Weiter suggerieren sie, das Beschaffungsprojekt sei nicht genügend eng begleitet worden und die SBB hätte sich aus dem Vorhaben zurückziehen sollen. Diese Aussagen sind falsch.
Update vom 23. November 2024 |
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In einem Interview mit CH Media hat SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar eine Aussage zu den voraussichtlichen Umbaukosten der FV-Dosto gemacht. Nach heutigem Stand kostet der Einbau neuer Drehgestelle in die 62 Züge die SBB einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Eine genaue Prognose ist noch nicht möglich, weil die Vorarbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Der Hersteller Alstom rüstet einen FV-Dosto mit neuen Drehgestellen aus. Falls sich dieser Prototyp bewährt, kann die Flotte im Rahmen einer normalen Revision umgebaut werden. Die neuen Drehgestelle werden im Unterhalt voraussichtlich günstiger sein. Deshalb geht die SBB nach heutigem Wissensstand davon aus, dass die Investition in neue Drehgestelle sogar wirtschaftlich sein könnte. |
Verschiedene Medien behaupten, dass der FV-Dosto für 250 Millionen Franken umgebaut würde. Zudem deuten sie an, dass diese Arbeiten Billettpreiserhöhungen zur Folge hätten. Ausserdem legen sie nahe, die Beschaffung des Zugs sei ungenügend begleitet worden und die SBB hätte sich daraus zurückziehen sollen. Fakt ist:
- Die SBB hat das Geschäft FV-Dosto – wie jedes grosse Beschaffungsprojekt – von Anfang an intensiv begleitet, Chancen und Risiken abgewogen und verschiedene Optionen wiederholt und sorgfältig geprüft. Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile hat die SBB jeweils beschlossen, das Geschäft weiter zu verfolgen.
- Alle FV-Dosto wurden inzwischen abgenommen. Sie erfüllen damit die vertraglich vereinbarten Anforderungen. Garantiearbeiten werden regelmässig durch Alstom durchgeführt, wie bei Schienenfahrzeugen üblich.
- Der FV-Dosto gehört heute zu den zuverlässigsten Flotten der SBB und bildet das Rückgrat des Fernverkehrs in der Schweiz.
- Bei Störungen und bestimmten Konstellationen der Schnittstelle zwischen Rad und Schiene können im Wako-System leider nach wie vor Schwankungen entstehen. Um diese zu eliminieren und den Fahrkomfort des FV- Dosto weiter zu verbessern, entwickelt die SBB derzeit gemeinsam mit Alstom einen Prototypen für ein optimiertes Drehgestell.
- Der Auftrag für den Prototypen eines optimierten Drehgestells ohne Wankkompensation wurde bereits 2023 erteilt und nicht 2024.
- Sollte der Prototyp die erforderlichen Verbesserungen sowohl aus Kunden- als auch aus wirtschaftlicher Sicht sicherstellen, werden die Anpassungen der Drehgestelle im Rahmen der ordentlichen Revisionsarbeiten vorgenommen.
- Die angeblichen Kosten von 250 Millionen Franken sind falsch und rein spekulativ. Zum aktuellen Zeitpunkt geht die SBB von wesentlich tieferen Kosten aus. Ein allfälliger Umbau des Drehgestells hätte zudem längerfristig tiefere Instandhaltungskosten zur Folge, da sich die Instandhaltungsarbeiten einfacher gestalten würden.
- Ein möglicher Umbau des FV-Dosto wirkt sich nicht auf die Billettpreise aus. Die Tarifmassnahmen im öffentlichen Verkehr werden von der Branchenorganisation Alliance SwissPass (ASP) festgelegt.
Die weiteren Schritte im Detail: |
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– Aktuell ist die SBB gemeinsam mit Alstom an der Erstellung eines Prototyps für ein optimiertes Drehgestell (ohne Wankkompensation), mit dem der Fahrkomfort des FV-Dosto weiter verbessert werden soll. Der Prototyp (ein Testzug) wird in Villeneuve umgebaut und sollte ca. Mitte 2025 für erste Tests auf der Schiene sein – dies noch ohne Kund:innen. Die erforderlichen Tests dauern rund ein Jahr. Danach wissen wir, ob eine Neuzulassung mit den Änderungen erteilt wird. Erst dann kann abschliessend entschieden werden, ob die ganze Flotte umgebaut werden kann. Wenn sich die SBB für einen Umbau entscheiden würde, wäre dieser voraussichtlich ab 2027 bis Anfang der 2030er-Jahre geplant. – Die Arbeiten würden im Rahmen von ordentlich anstehenden Revisionsarbeiten an den Drehgestellen umgesetzt, womit keine Einschränkungen für die Kund:innen einhergehen. – Die Aktivitäten bis und mit Erteilung einer Zulassung gehört zum Kompensationspaket und werden durch Alstom finanziert, vgl. «SBB und Alstom einigen sich zu Fernverkehrs-Dosto». Eine allfällige Umsetzung liegt im Ermessen der SBB und würde im Rahmen des Unterhalts des FV-Dosto erfolgen. |
Links
- Peter Füglistaler – Public Transport Solutions – Welche Verantwortung trägt der Verwaltungsrat der SBB?
- 20 Minuten: «Das ist nicht der Zug, den wir bestellt haben»
- watson: SBB-Präsidentin stellt den Taktfahrplan und kleine Bahnhöfe in Frage
- ktipp.ch: SBB: Reparatur der Schüttelzüge kostet 250 Millionen Franken
- 20 Minuten: SBB hätte «Schüttelzüge»-Debakel vermeiden können
- SBB und Alstom einigen sich zu Fernverkehrs-Dosto
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Aus meiner Sicht ist das Schlüsselargument für den Umbau die niedereren Wartungskosten, nicht der Fahrkomfort.
itat: „Die SBB will den Fahrkomfort des FV-Dosto weiter verbessern“
Welchen Fahrkomfort? War kürzlich unterwegs mit einem FV Dosto von Zürich nach Bern. Arbeiten unmöglich wegen Schütteln und Rütteln – notabene auf der Neubaustrecke!
Und wenn wir schon dabei sind: auch bestimmte Stadler Züge sind Rüttelkisten, nicht ganz so schlimm wie der FV Dosto, aber doch (Die KISS und die Schmalspur Capricorn der RhB).
Die flächendeckende Umstellung von lokbespannten Zügen auf Triebzüge ist und bleibt ein Fehler!
Bei den FV-Dosto gibt es enorme Unterschiede selbst im gleichen Zug. Ich habe schon sehr ruhige Fahrzeuge erlebt, zwischen Zürich und Luzern aber auch schon so wie von dir geschildert.
Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, hatte auch schon relativ ruhige Fahrten, ändert aber leider nichts an der grundlegenden Problematik.
Vor ein paar Monaten habe ich in einem FV-Dosto erlebt, wie der Wagen plötzlich willkürlich angefangen hat, sich von einer Seite auf die andere zu neigen, immer schneller, so dass es wirklich unangenehm und gfürchig wurde, dann schwoll es wieder ab.
Das würde mit einem neuen Drehgestell ohne WaKo wohl nicht mehr passieren.
Genau das musste ich auch gestern feststellen. Aus zeitlichen Gründen den musste ich von Olten nach Arth-Goldau und zurück diese Doppelstockzüge benutzen. Das Wackeln war nur zeitweise zu spüren. Wenn möglich benutzte ich sonst die durchgehenden SOB Züge zwischen Olten und Göschenen.
Die Dostos sind und bleiben eine Fehlinvestition – sprich Rüttel- und Gagelikisten – ob mit oder ohne Neigetechnik. Und es wird mit allen weiteren Investitionen wohl kaum besser werden. Es gab mal eine Zeit da wurden 2 bis 6 Prototypen gebaut und diese dann 2 Jahre im Betrieb getestet (z.B. ein Paul Winter seelig lässt grüssen …) – und nicht durch „Möchtegern-Manager“ zur eigenen Profilierung durchgestiert. Und die namentlich bekannten Protagonisten wurden auch nie zur Verantwortung gezogen.
Das ist zu befürchten. Die Dummen werden die Bahnfahrenden und die Steuernzahlenden sein. Auch von den CS-Kasino-Bänkster und ihren politischen Komplizen wird keiner zur Rechenschaft gezogen. Die können es sich alle unter dem Schutz der mehrheitlich Rechts-Bürgerlichen Politik bis zum Lebensende mit den abgezockten Boni, bzw. Bundesratsruhegehalt im Fall von Ueli Maurer, gut gehen lassen. Säuhafeli, Säudeckeli lässt grüssen!
Bei den Wackelzügen, war wohl ein Anhänger der eingemitteten Wackel-Pudding-Partei – früher CVP – federführend. Das Konzept ist offensichtlich brutal und mit hohen Folgekosten für alle Beteiligten in die Hosen gegangen.
Ein Forum sollte dazu da sein, eine konstruktive Diskussion zu führen. Wer nichts zu sagen hat, sollte besser nichts sagen.
Diese Züge sind eine Zumutung. Ich bin kein Nostalgiker. Und trotzdem, die alten Züge, siehe NPZ und co. fuhren zuverlässig, sicher und komfortabel von A nach B. Der neue Elektronikschrott aus dem Hause Stadler und Bombardier kann dies offensichtlich nicht mehr. Und genau das ist unser Problem. Anstatt, dass wir an altbewährter Technik festhalten, brauchen wir immer mehr, vermeintlich besseres, was sich dann eben doch nicht als besser erweist. Wir müssen nicht mehr auf Stufe Dampflok unterwegs sein. Seit den 80er-Jahre hat sich aber punkto dem grundlegenden System (Fahrt in gewisser Zeit von A nach B) in den meisten Fälle nichts geändert. Natürlich ist der Unterhalt von älteren Triebfahrzeugen aufwändiger und kostenintensiver. Unter dem Strich behaupte ich jedoch, dass dies, wenn richtig angegangen, zuverlässiger und kostengünstiger wäre. Aber unsere EVU’s gehen getreu unserer Gesellschaft einher. Nur neues und modernes ist gut und unsere Wegwerfgesellschaft lebt auch bei diesen Unternehmen.