224 Kilometer Batteriereichweite: Stadler stellt mit FLIRT Akku Weltrekord für das Guinness Buch der Rekorde auf [aktualisiert]

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 22. Dezember 2021 veröffentlicht.

Stadler hat den offiziell durch das Guinness Buch der Rekorde dokumentieren Rekord für eine Fahrt mit einem Batteriezug im reinen Batteriemodus aufgestellt. Auf der von unabhängigen Fachgutachtern begleiteten Rekordfahrt auf der Strecke von Berlin-Gesundbrunnen nach Warnemünde erreichte der FLIRT Akku Testträger bei Minustemperaturen und Schneefall eine Reichweite von exakt 224.00 Kilometern.

Der für die Rekordfahrt eingesetzte dreiteilige FLIRT Akku wurde durch Stadler seit 2016 als lokal CO2-neutrale Mobilitätslösung für den klimafreundlichen Betrieb nicht elektrifizierter Bahnstrecken entwickelt. 2018 wurde das Fahrzeug durch das deutsche Eisenbahnbundesamt zugelassen und der Öffentlichkeit erstmalig vorgestellt. Seitdem hat der FLIRT Akku- Testträger rund 15’000 Kilometer im reinen Batteriebetrieb zurückgelegt und nun den Weltrekord für eine Fahrt eines Regionalzugs im reinen Batteriemodus ohne zusätzliche Ladung aufgestellt.

«Wir haben das Fahrzeug je nach Streckenanforderung des jeweiligen Netzes für eine betriebliche Reichweite von 80 Kilometern ausgelegt und berechnet. Während verschiedener Fahrten zur Erprobung der Technologie konnten wir jedoch massgeblich höhere Reichweiten erzielen, so dass wir uns den Weltrekordversuch auch bei winterlichen Temperaturen zugetraut haben. Schliesslich musste das Fahrzeug schon in der Erprobung verschiedene Szenarien wie das Aufholen ungeplanter Verspätungen auf der Strecke oder den Einsatz unter extrem heißen und kalten Witterungsbedingungen bestehen»

, erklärt Evelyn Thiel, Technische Projektleiterin für den FLIRT Akku bei Stadler.

«Wir sind sehr stolz, nun offiziell Halter des Weltrekords für das Befahren der längsten Strecke im reinen Batteriebetrieb mit einem Regionalzug zu sein – und dieses Ergebnis unter für Batterien schwierigen Witterungsbedingungen bei Minusgraden und Schneefall erreicht zu haben Stadler hat bereits vor mehr als 75 Jahren im Bereich der Batterietechnologie für Schienenfahrzeuge gearbeitet. Diesen Ansatz für ungewöhnliche technologische Lösungen haben wir im Unternehmen konsequent fortgesetzt und mit dem FLIRT Akku einen flexibel einsetzbaren Zug entwickelt, der CO2-neutrale Mobiliät auch auf sogenannten Diesel-Strecken ermöglicht. Als Markt- und Technologieführer im Bereich der Batterietechnologie von Schienenfahrzeugen war die Entscheidung zur Rekordfahrt logische Konsequenz»

, sagt Dr. Ansgar Brockmeyer, Executive Vice President Marketing & Sales und stellvertretender CEO von Stadler.

«Wir können bestätigen dass der FLIRT Akku-Testträger auf der Strecke von Berlin-Gesundbrunnen nach Warnemünde exakt 224.00 Kilometer im reinen Batteriemodus zurückgelegt hat ohne dabei unter Oberleitung oder an einer anderen externen Energiequelle die Batterien aufgeladen zu haben»

, sagt Heiko Hüserich, TÜV Nord.

Klimafreundlicher Bestseller FLIRT

Der erste «Flinke, Leichte, Intercity- und Regional-Triebzug» wurde 2002 im Auftrag der SBB für die Stadtbahn Zug entwickelte. Die vierteilige Baureihe ging unter der Bezeichnung RABe 523 2004 in den Fahrgasteinsatz. Seitdem wurde der FLIRT mit über 2000 verkauften Fahrzeugen zum internationalen Bestseller. Heute sind Fahrzeuge des Fahrzeugtyps in beinahe allen Klimazonen vom Äquator bis zum Polarkreis in 20 Ländern unterwegs, allein 528 davon in Deutschland. Dabei überzeugt der einstöckige Regional- und Intercitytriebzug mit seiner Flexibilität. Zwei- bis sechsteilige Zugskompositionen sind in Normal- und Breitspur Ausführung für Höchstgeschwindigkeiten von 160 bis 200 km/h realisierbar. Dabei lässt sich der FLIRT hinsichtlich der Antriebstechnologie, der Sitzplatzzahl, des Personenflusses oder der Innenraumgestaltung sehr flexibel auf die individuellen Kundenbedürfnisse ausgestalten. Die Leichtbauweise in Aluminium, wartungsfreundliche Konstruktionen und tausendfach bewährte Komponenten helfen die Betriebs-, Energie- und Unterhaltskosten tief zu halten. Neben elektrischem, Diesel- oder bi-modalem Antrieb gibt es den FLIRT auch mit klimaschonendem Akku- und Wasserstoff-Antrieb.

Mit dem FLIRT Akku hat Stadler einen sogenannten BEMU (Battery-Electric Multiple Unit) entwickelt, der sowohl als klassischer EMU (Electric Multiple Unit) unter Oberleitung als auch im Batterie-Betrieb auf nicht-elektrifizierten Strecken fährt. Damit eignet er sich optimal für teilelektrifizierte Routen, die aktuell noch mit Diesel-Zügen bedient werden müssen. Bereits 2019 hat Stadler die erste Green-Technology-Ausschreibung in Deutschland gewonnen und 55 FLIRT Akku an die schleswig-holsteinische NAH.SH verkauft. Im November 2021 folgte ein weiterer Auftrag über 44 Fahrzeuge für die DB Regio. Für die amerikanische San Bernardino County Transportation Authority (SBCTA) baut Stadler zudem den ersten mit Wasserstoff angetriebenen FLIRT.


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Text-QuelleStadler
Redaktionhttps://www.bahnonline.ch
Aus der Bahnonline.ch-Redaktion. Zugesandte Artikel und Medienmitteilungen, welche von der Redaktion geprüft und/oder redigiert wurden.

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Kommentare

5 Kommentare

  1. ein Rekord? was ist denn mit den preußischen Akku-Triebwagen, die z.t. schon vor über 100 (!) Jahren bis in die 50er jahre des vergangenen Jahrhunderts fuhren und mit den Bundesbahn-Akku-Triebwagen , die eine ebenfalls sehr lange Lebensdauer hatten? Würde mich auch interessieren.
    vielen Dank für ihre sehr interessanten Seiten,
    Sven Hamann, Köln-Porz

  2. Da der AkkuFlirt für teilweise elektrifizierte Strecken gedacht ist, kann auf den elektrifizierten Teilstrecken ab der Fahrleitung nachgeladen werden, d.h. im optimalen Fall braucht es weder Ladestationen noch fallen Ladezeiten an. Es braucht in diesen Fällen auch keine Ladesationen und schon gar keine aufwändige, den Gesamtwirkungsgrad des Systems empfindlich nach unten drückende Wasserstoffproduktion. Der AkkuFlirt mit seiner Reichweite, dem hohen Gesamtwirkungsgrad und den eingesparten Kosten für die Wasserstoffinfrastruktur macht die Wasserstoffzüge in den meisten Fällen zum Furz schwurbeliger PolitikerInnen.

  3. Die preussischen und die DB Akkutriebwagen fuhren mit unterhaltsintensiven, schweren Bleiakkus und waren eher schwach motorisiert. Sie haben sicher weder die Beschleunigungswerte noch die Reichweite des AkkuFlirts erreicht und klimatisiert waren sie auch nicht. Auch eine Lademöglichkeit während der Fahrt unter der Fahrleitung fehlte ihnen. Deshalb ist der AkkuFlirt eine völlig neue Dimension, was auch bereits einige Bahnunternehmen erkannt und die Fahrzeuge bestellt haben.

  4. Ihre Aussage zu Wasserstoff wird hier vollumfänglich bestätigt:
    https://futurezone.at/digital-life/stadt-montpellier-storniert-wasserstoff-busse-e-busse-effizienter-betriebskosten-anschaffung/401870861
    M.W. liegt der beste Wirkungsgrad bei der Elektrolyse (d.h. der Erzeugung von H2) bei knapp 40%, bei der Brennstoffzelle im selben Bereich, und damit der Gesamtwirkungsgrad des Systems unter 16%. dann muss man noch den Energieaufwand für das Speichen des Wasserstoff einrechnen und schon ist man bei einer Gesamteffizienz im Bereich der guten alten Dampflok…

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