Starke Winde: Zwei Schmalspurzüge im Kanton Bern entgleist [aktualisiert]

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 31. März 2023 veröffentlicht.

In Büren zum Hof entgleiste wegen starker Winde am 31. März 2023 der RBS NExT RABe 4/12 32. Es gab mehrere Verletzte, darunter eine schwerverletzte Person. In Lüscherz ist gleichentags und ebenfalls wegen der Winde ein ASm GTW Be 2/6 506 entgleist. Auch hier wurden mehrere Personen verletzt.

Büren zum Hof: Zug entgleist – eine Person schwerverletzt

Am Freitag ist nahe des Bahnhofs Büren zum Hof ein Teil einer RBS-Zugkomposition entgleist. Zwölf Personen wurden verletzt, eine davon schwer. Die Verletzten wurden mit Ambulanzen und der Rega in Spitäler transportiert. Das Unwetter mit starken Windböen steht als Unfallursache im Vordergrund. Weitere Ermittlungen laufen. Der RBS ist tief betroffen vom Unglück und spricht den Verletzten die besten Wünsche zur Genesung aus. Der Bahnverkehr zwischen Bern und Solothurn blieb bis Sonntagabend Betriebsschluss unterbrochen, es verkehrten Bahnersatzbusse.

Der Kantonspolizei Bern wurde um kurz vor 16:50 Uhr gemeldet, dass es auf dem Doppelspurabschnitt in Büren zum Hof (Gemeinde Fraubrunnen) zu einem Bahnunfall gekommen sei. Eine Zugkomposition des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) war als RE von Solothurn nach Bern unterwegs, als kurz vor dem Bahnhof Büren zum Hof der führende dreiteilige Triebzug der Doppeltraktion aus den Gleisen sprangen. Der RBS-Triebzug NExT RABe 4/12 32 kippte nach der Entgleisung zur Seite und kollidierte dabei frontal mit einem Fahrleitungsmasten, wodurch er zum Stillstand kam.

Zum Zeitpunkt des Unfalls befanden sich insgesamt 54 Personen im Zug. Zwölf davon wurden verletzt. Ein Mann erlitt schwere Verletzungen und wurde mit dem Rettungshelikopter ins Spital geflogen. Die weiteren verletzten Personen – acht Erwachsene und drei Kinder – wurden mit mehreren Ambulanzen in Spitäler transportiert. Für die unverletzten Personen wurde der Weitertransport mit Bussen organisiert.

Zur Bewältigung des Ereignisses wurden zahlreiche Rettungs- und Einsatzkräfte aufgeboten. Neben vier Ambulanzteams, einem Notarzt und zwei Rega-Crews waren dies zum einen zahlreiche Patrouillen und verschiedene Spezialdienste der Kantonspolizei Bern. Zum anderen standen insgesamt 17 Angehörige der Berufsfeuerwehr Bern und der Feuerwehr Fraubrunnen, das Care Team des Kantons Bern, Mitarbeitende des RBS sowie der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) im Einsatz. In den späten Abendstunden erfolgten Sicherungsarbeiten bei der Unfallstelle, die Bergung des Zuges fand am Samstag statt.

Der RBS ist erschüttert und tief betroffen vom Unglück und wünscht den verletzten Personen baldige und gute Genesung. Einen grossen Dank spricht er insbesondere den mit grossem und unermüdlichem Engagement im Einsatz stehenden Mitarbeitenden aus.

Aufgleis- und Bergungsarbeiten

Bereits kurz nach dem Unfall waren auf der Unfallstelle die Bergungs- und Aufgleisarbeiten im Gange. Die Bergung der Fahrzeuge nahm einige Zeit in Anspruch. Die Strecke zwischen Lohn-Lüterkofen und Jegenstorf blieb bis Sonntagabend, Betriebsschluss, unterbrochen.

Grosse Schäden an der Infrastruktur

Nebst den Schäden an den beiden betroffenen Zugskompositionen – deren Umfang sich derzeit noch nicht beurteilen lässt – sind auch an der Bahninfrastruktur grosse Schäden entstanden: Zwei Fahrleitungsmasten wurden ausgerissen und sind umgekippt, die Fahrleitung wurde über mehrere hundert Meter heruntergerissen. Die Gleise waren nur geringfügig beschädigt. Es wurde mit Hochdruck und rund um die Uhr an der Behebung der Schäden an der Bahninfrastruktur gearbeitet. 

Weiterer Vorfall in Lohn-Lüterkofen

Ein weiterer Vorfall ereignete sich gestern etwa zur selben Zeit auf der Höhe von Lohn-Lüterkofen. Ein unbekannter Gegenstand ist während der Fahrt in die Frontscheibe des Seconda-Zuges Be 4/12 70 des RBS eingeschlagen und hat die Scheibe zerstört. Fahrgäste wurden keine verletzt, ein Polizeieinsatz war nicht notwendig.

Bahnbetrieb ab Montag 3. April 2023

Bis Sonntagabend, Betriebsschluss, verkehrten zwischen Lohn-Lüterkofen und Jegenstorf weiterhin Bahnersatzbusse. Zwischen Solothurn und Lohn-Lüterkofen sowie zwischen Jegenstorf und Bern verkehrten die Züge nach Fahrplan. Die nach dem Unfall gesperrte Strecke zwischen Jegenstorf und Lohn-Lüterkofen war ab Montag, 3. April 2023 Betriebsbeginn wieder einspurig befahrbar. Die Züge verkehrten seither wieder gemäss Fahrplan, allerdings war die Fahrplanstabilität reduziert, es musste mit Verspätungen im Minutenbereich gerechnet werden. Der betroffene Doppelspurabschnitt konnte ab 7. April 2023 wieder normal befahren werden.

Die genauen Kosten, die durch den Unfall an Rollmaterial (NExT RABe 4/12 32 und 25) und Infrastruktur entstanden sind, lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern und können erst später beurteilt werden.

Nach aktuellen Erkenntnissen steht als Unfallursache das Unwetter mit starken Windböen bzw. ein sogenannter Downburst im Vordergrund. Weitere Ermittlungen zum Unfall und dessen Hergang wurden aufgenommen. Diese werden in enger Zusammenarbeit mit der SUST durchgeführt.

Lüscherz: ASm-Triebzug umgestürzt – drei Personen verletzt

Am späten Freitagnachmittag ist in Lüscherz ein Triebzug der Aare Seeland mobil (ASm) umgestürzt. Dabei wurden drei Personen verletzt und mit Ambulanzen ins Spital gebracht. Es entstand unter anderem auch Sachschaden an der Fahrleitung. Infolge des Unfalls kam es zu Einschränkungen im Bahnverkehr.

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Der am 31. März 2023 bei Lüscherz entgleiste ASm GTW Be 2/6 506. / Quelle: Feuerwehr Biel

Die Kantonspolizei Bern wurde kurz nach 16:30 Uhr informiert, dass sich in Lüscherz ein Unfall mit einem Personenzug der ASm ereignet habe. Gemäss bisherigen Erkenntnissen kippte der Triebzug Be 2/6 506 einer Doppeltraktion bei starkem Wind kurz vor dem Bahnhof Lüscherz, im Bereich Grossimatte, auf die rechte Seite. Der gekippte GTW rutschte daraufhin einige Meter eine kleine Böschung hinunter und kam schliesslich auf der rechten Seite liegend zum Stillstand. Der zweite Triebzug der Komposition, der Be 2/6 502, fuhr noch einige Meter auf den Gleisen weiter, bevor er zum Stehen kam.

Diverse Einsatz- und Rettungskräfte, Polizei, Mitarbeitende und ein Care Team waren rasch vor Ort, um die notwendige Hilfe zu leisten. Drei Personen, die sich im umgestürzten Triebzug befanden, darunter der Lokführer, wurden verletzt und von vier Ambulanzteams medizinisch erstversorgt, ehe sie ins Spital gebracht wurden. Die Feuerwehr Jolimont sowie die Berufsfeuerwehr Biel standen für die Bergung betroffener Personen im Einsatz. Insgesamt befanden sich zum Unfallzeitpunkt 16 Personen im Zug.

Am betroffenen GTW dürfte grosser Sachschaden entstanden sein. Für die Bergung des verunfallten Triebzuges wurde ein Kranunternehmen beauftragt. Beim Unfall entstand auch Sachschaden an einem Fahrleitungsmasten der Bahnstrecke, nach der Räumung der Unfallstelle konnte dieser und die Fahrleitung in Stand gestellt werden. Der Zugverkehr konnte am Sonntagmorgen wieder aufgenommen werden, bis dahin war ein Bahnersatz eingerichtet.

Hergang und Umstände des Unfalls sind Gegenstand von Ermittlungen, die durch die Kantonspolizei Bern und die Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST aufgenommen wurden. Im Vordergrund als Unfallursache stehen wie beim RBS-Zug das Unwetter mit starken Windböen bzw. ein sogenannter Downburst.

Aare Seeland mobil spricht einen grossen Dank an alle beteiligten Personen aus, die seit Freitagabend mit grossem und unermüdlichem Engagement im Einsatz standen.


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Kommentare

4 Kommentare

  1. Mit orkanartigen Böen muss man im Seeland leider seit drm Vorfall am Turnfest vor ein paar Jahren rechnen. Trotzdrm natürlich ein Riesenschock für Passagiere und Zugführer. Gute Genesung den Verletzten.

  2. Den Verletzten wünsche ich gute und baldige Genesung. Ein unschöner Vorfall, dass leider naturgemäss immer mehr vorkommt. Das Kippen der Züge hat auch seinen Grund: Die Züge gegenüber dem alten schweren Rollmaterial, wird das neue Rollmaterial immer leichter: Der Schwerpunkt ist viel höher da die meisten Aggregate auf dem Dach angebracht sind. Ein leichter Fall bei starker Winde wie im Seeland. Es anzumerken, dass es auch keine Züge mehr sind, die Triebwagen in leichtbauweise gleichen eher mehr den Strassenbahnen! Niederflur = grössere Seitenflächen! Ein logisches vorgehen! Deswegen wurden bei neuen RhB Züge an einigen Drehgestelle zusätzliche Gewichte angebracht (vorallem wegen Schnee gegen das entgleisen).

  3. Leider ist damit zu rechnen, dass der vom Mensch verursachte Klimawandel solche Gefahren weiter zunehmen lässt.

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