Produktionsanpassungen bei der RhB

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 25. Januar 2024 veröffentlicht.

Im vergangenen Jahr und auch im noch jungen 2024 kann sich die Rhätische Bahn (RhB) über eine noch nie dagewesene Nachfrage freuen. Gleichzeitig macht ihr der Lokführermangel zu schaffen. Obwohl noch nie so viele Lokführerinnen und Lokführer bei der RhB beschäftigt waren und trotz zahlreicher Massnahmen, welche in den letzten Monaten erarbeitet und umgesetzt wurden, reichen die aktuellen Personalkapazitäten nicht aus, alle Dienste abzudecken. Um einer weiteren Überbelastung des Lokpersonals entgegenzuwirken und kurzfristige Zugsausfälle zu verhindern, hat die RhB in Rücksprache mit den Bestellern Bund und Kanton punktuelle Anpassungen in der Produktion beschlossen. Das aktualisierte Angebot ist ab dem 11. März 2024 gültig und im Online-Fahrplan abgebildet.

Bereits anlässlich der Jahresendmedienkonferenz Mitte Dezember hatten RhB-Direktor Renato Fasciati und Verwaltungsratspräsident Mario Cavigelli den Lokpersonalmangel thematisiert und Massnahmen in Aussicht gestellt. Die angespannte Situation beim Lokpersonal besteht schon länger und hat sich in den letzten Monaten weiter verschärft. Dies trotz verschiedener eingeleiteter Massnahmen einer bereits im Frühling letzten Jahres eingesetzten Taskforce, wie z.B. einem verstärkten Personalmarketing, einem starken Ausbau der Ausbildungsplätze, der Einmietung von externem Lokpersonal und der Übernahme von Arbeiten durch andere Berufsgruppen. Aktuell hat die RhB auch nach Umsetzung der Massnahmen bei einem Bestand von rund 280 Lokführenden einen Unterbestand von rund 15 Lokführerinnen und Lokführern. Dieser ist unter anderem einem höheren Kapazitätsbedarf aufgrund von Angebotsausbauten und gestiegenem Bauvolumen, einem Mangel an ausgebildetem Lokpersonal, einer angestiegenen Personalfluktuation sowie erhöhten Krankheitsabsenzen und Langzeitausfällen zuzuschreiben. Der Lokpersonalmangel wird sich dank der eingeleiteten Massnahmen wieder verbessern. Allerdings brauchen diese Massnahmen, insbesondere aufgrund der langen Ausbildungsdauer und der beschränkten Ausbildungskapazitäten, Zeit, bis sie ihre volle Wirkung erzielen. Aktuell befinden sich bei der RhB 24 Lokführerinnen und Lokführer in Ausbildung. Ab 1. Februar 2024 werden es 38 und ab 1. März 2024 47 Lokführer/innen sein. Im Juli 2024 sind 59 Anwärter/innen vorgesehen.

Ein sehr schwieriger, aber notwendiger Entscheid

Zum Schutz der Mitarbeitenden sowie um kurzfristige, ungeplante Zugsausfälle möglichst zu vermeiden und den Fahrgästen eine erhöhte Planungssicherheit zu bieten, hat sich die RhB-Führung dazu entschieden, den Bedarf an Lokführerstunden über punktuelle Produktionsanpassungen weiter zu reduzieren. Diese Vorkehrungen wurden in Rücksprache mit den Bestellern und in Berücksichtigung der Anzahl betroffener Fahrgäste, der betrieblichen Machbarkeit und vertretbarer alternativer Produktionsmöglichkeiten mit Bahnersatzbussen festgelegt. Nun liegt der RhB die Zustimmung des Bundesamtes für Verkehr (BAV) für punktuelle Produktionsanpassungen ab dem 11. März bis zum Fahrplanwechsel 2025 im kommenden Dezember vor.

Dazu RhB-Direktor Renato Fasciati:

«Die Produktionsanpassungen waren ein sehr schwieriger, aber notwendiger Entscheid. Die RhB bedauert diese ausserordentliche Situation sehr und setzt mit diversen Massnahmen alles daran, diese möglichst rasch zu verbessern.»

Falls es die Personalsituation zulässt, können diese Massnahmen auch früher wieder aufgehoben werden.

Bus statt Bahn, geänderte Haltepolitik sowie Verzicht auf einzelne Erlebniszüge

Netzweit werden rund 3% der vorgesehenen Zugleistungen durch Bahnersatzbusse ersetzt. Zu Randzeiten werden auf den Strecken Chur – Arosa und Chur – Disentis/Mustér Züge durch Busse ersetzt: Zwischen Chur und Arosa werden morgens je ein Zug je Richtung und abends drei Verbindungen je Richtung mit Bussen geführt. Zudem werden die vier saisonalen Halbstundentakt-Zusatzzüge Chur – Arosa am Wochenende von Mai bis Oktober mit einem Bahnersatzbus geführt. Auf der Surselvalinie wird abends auf dem Abschnitt Ilanz – Disentis/Mustér ein Zug je Richtung durch einen Bus ersetzt. Ferner hat die RhB entschieden, im Jahr 2024 den Erlebniszug Ruinaulta nicht zu führen.

Auch das Flügelzugkonzept wird leicht angepasst: So verkehren die RE 4-Züge Landquart – Scuol-Tarasp nur bis Sagliains. Reisende steigen in Sagliains auf die R15-Züge Pontresina – Sagliains – Scuol-Tarasp um. Zwischen Landquart und Scuol-Tarasp verbleiben einige Direktverbindungen (Landquart ab 19:50, Scuol-Tarasp ab 05:41, 07:41 und 21:41 Uhr).

Auch im S-Bahn-Angebot kommt es zu Änderungen in der Produktion: Die S1/S2 (Thusis) – Rhäzüns – Schiers verkehrt nur zwischen Thusis und Landquart. Die Halte Malans, Seewis-Pardisla und Grüsch auf dem Abschnitt Landquart – Schiers werden mit den Flügelzügen Landquart – Klosters – Davos Platz/St. Moritz/Scuol-Tarasp resp. Sagliains bedient.

Im Unterschnitt zwischen Davos und Filisur werden in der Zwischensaison (11.03.-10.05. und 28.10.-14.12.) alle Verbindungen durch Ersatzbusse geführt. In der Sommersaison verkehren dann wieder mehrheitlich Züge. Verbindungen zu Randzeiten werden während der gesamten Dauer der Produktionsanpassung als Bahnersatzbus geführt (Davos Platz ab 06:05, 07:31, 18:31, 19:31 und 20:31 / Filisur ab 06:34, 08:04 19:04, 20:04 und 21:04). Der sehr beliebte Nostalgiezug ist nicht betroffen und wird unverändert ab Beginn der Sommersaison am 11. Mai bis zum 27. Oktober zweimal je Tag pro Richtung zwischen Davos Platz und Filisur verkehren (Davos Platz ab um 10:18 und 15:18 Uhr, Filisur ab um 11:06 und um 16:06 Uhr).

Sämtliche Produktionsanpassungen sind im Online-Fahrplan abgebildet.

Übersicht der Produktionsanpassungen ab 11. März 2024

LinieAngebotMassnahme
RE4Landquart – Scuol-TaraspDie Züge RE4 von Landquart nach Scuol-Tarasp werden nur bis Sagliains geführt. Reisende von Landquart nach Scuol steigen in Sagliains auf den R15 (Pontresina – Scuol) um (und umgekehrt).
R16Randzeitenzüge Chur – ArosaRandzeitenzüge morgens bis 6 Uhr und abends ab 20 Uhr werden mit Bahnersatzbussen geführt.
RE6Zusatzzüge Chur – Arosa in der SommersaisonAm Wochenende in der Sommersaison (Zusatzzüge) fährt je ein Zug Chur – Arosa (und umgekehrt) mit Bahnersatzbussen.
RE7Randzeitenzüge Ilanz – Disentis/MustérEin Zugpaar am Abend wird mit Bahnersatz geführt.
R11Davos – FilisurDie Züge R11 werden grundsätzlich durch Ersatzbusse geführt. In der Sommersaison zwischen Mai und Oktober verkehren täglich sechs, in der Hochsaison im Juli und August täglich zehn Zugpaare. Der historische Zug verkehrt weiterhin zwei Mal täglich zwischen Mai und Oktober.
R27Erlebniszug RuinaultaDer Erlebniszug Ruinaulta wird ersatzlos gestrichen.
S1/S2(Thusis –) Rhäzüns – SchiersDie S-Bahnen zwischen Thusis, resp. Rhäzüns und Schiers werden nur von und bis Landquart geführt. Reisende von/nach Malans, Seewis-Pardisla, Grüsch und Schiers steigen in Landquart auf die RE13 / RE24 Landquart – Davos / – Sagliains / – St. Moritz um (und umgekehrt). Ein Ausstieg zwischen Landquart und Schiers ist aufgrund der kurzen Perronlängen nur in den Zugteilen nach Sagliains resp. St. Moritz möglich.

Übersicht der bereits kommunizierten Massnahmen:

AngebotMassnahme
VollmondfahrtenDie Vollmondfahrten werden ersatzlos gestrichen.
DampffahrtenDie Dampffahrten werden bis mindestens Ende März 2024 gestrichen.
LandwassershuttleDer neue Landwassershuttle wird erst im Sommer 2025 lanciert.
SchlittelzügeVom 8. bis 26. Januar 2024 fallen die Schlittelzüge zwischen Bergün und Preda jeweils von Montag bis Freitag aus. Reduzierter Betrieb der Schlittelzüge im Februar.
Weitere Capricorn-Triebzüge bestellt
Die RhB hat bei Stadler sechs weitere Capricorn-Triebzüge RTZ ABe 4/16 bestellt, sie werden baugleich zu den bereits vorhandenen Triebzügen sein. Der Preis für die Züge wird 65,98 Mio. Franken (exklusiv MWST) betragen.
Gemeinde Davos fordert ganzjährigen Weiterbestand der Zugstrecke Davos-Filisur
Die Rhätische Bahn ist ein wichtiger Partner für Davos und seine Region. Die Gemeinde Davos hat Verständnis für die schwierige Situation der Rhätischen Bahn welche durch personelle Engpässe verursacht wird. Es ist grundsätzlich nachvollziehbar, dass die Rhätische Bahn das Angebot anpassen muss, wenn zu wenig Mitarbeitende zur Verfügung stehen. Die Komplett-Einstellung des Zugverkehrs zwischen Davos und Filisur ist jedoch eine sehr drastische Massnahme mit starken negativen Auswirkungen für Pendlerinnen und Pendler wie auch für den Freizeitverkehr.

Die angekündigten Ersatzbusse können nicht als adäquater Ersatz betrachtet werden, da sich die Fahrdauer damit verdoppelt. Eine solche Massnahme scheint deutlich einschneidender als andernorts angekündigte Anpassungen. Die grosse Bedeutung der Zugverbindung durch weite Teile des Davoser Gemeindegebietes nach Filisur zeigt sich unter anderem an der lancierten Petition zur Aufrechthaltung des Zugverkehrs, welche in wenigen Tagen bereits von über 400 Personen unterzeichnet wurde. Die Gemeinde Davos ist insbesondere irritiert, dass die Rhätische Bahn solch weitreichende Massnahmen ohne vorherige Absprache mit den Direktbetroffenen beschliesst. Das entspricht nicht der ansonsten äusserst konstruktiven Zusammenarbeit zwischen der Rhätischen Bahn und der Gemeinde Davos.

Die Gemeinde Davos erwartet, dass die Rhätische Bahn bestellte Leistungen auch erbringt. Entsprechend appelliert die Gemeinde Davos an die Rhätische Bahn, die Einschränkungen so klein wie möglich zu halten und zumindest einen teilweisen ganzjährigen Weiterbestand des Zugverkehrs zwischen Davos und Filisur zu ermöglichen – insbesondere während den Pendlerzeiten (6 bis 8 Uhr sowie 16:30 bis 18:30 Uhr). Weiter erwartet die Gemeinde Davos, dass die Rhätische Bahn mit allen verfügbaren Mitteln an der schnellstmöglichen Behebung des Personalmangels arbeitet und das Angebot wieder im bestellten Rahmen zur Verfügung stellt. Für Gespräche im Zusammenhang mit der Erarbeitung von tragbaren Lösungen steht die Gemeinde Davos gerne zur Verfügung.
Die Gemeinde Bergün Filisur unterstützt die Forderungen der Petition «Gegen die 9-monatige Einstellung der RhB-Linie Davos–Filisur»
Aufgrund des akuten Lokführermangels bei der Rhätischen Bahn (RhB) wird die Bahnstrecke Davos-Filisur während neun Monaten grundsätzlich auf Bahnersatzbusbetrieb umgestellt; lediglich in der Hochsaison werden tagsüber wenige Züge geführt. Dadurch wird die Reisezeit mehr als verdoppelt und der bisherige Fahrplan kann nicht mehr gewährleistet werden. Aus dem Kreis der zahlreichen Betroffenen wurde eine Online-Petition lanciert, welche die durchgehende Führung der Pendlerzüge morgens und abends fordert. Der Gemeindevorstand Bergün Filisur unterstützt diese Forderung und ist bereit, zusammen mit der RhB und dem Amt für Energie und Verkehr (AEV) nach geeigneteren Lösungen zu suchen.

Der Gemeindevorstand hat grosses Verständnis für die schwierige Situation der Rhätischen Bahn (RhB) infolge Lokführermangel. Die Gemeinde Bergün Filisur ist daher auch bereit, einen Beitrag zur Entschärfung dieser Situation zu leisten. Bereits im Januar wurden daher die für das touristische Angebot sehr wichtigen Schlittelzüge von Bergün nach Preda nur reduziert geführt. Die nun angekündigte fast vollständige Einstellung der Linie Filisur–Davos über neun Monate geht jedoch deutlich zu weit. Die Linie Filisur–Davos ist eine der wenigen Strecken der RhB, wo die Fahrt mit der Bahn deutlich kürzer ist als auf der Strasse. Durch den angekündigten Bahnersatzbetrieb durch Busse verlängert sich die Reisezeit von 25 auf 54 Minuten pro Strecke. Die Busse müssen über zum Teil schmale und kurvenreiche Strassen sowie durch mehrere enge Dörfer verkehren, und der Bahnhof Davos-Wiesen (und damit auch die Fraktion Jenisberg der Gemeinde Bergün Filisur) wird mit dem öffentlichen Verkehr gar nicht mehr bedient. Gerade diese Linie ist daher denkbar ungeeignet, um auf Bahnersatzbetrieb umzustellen. Es ist offensichtlich, dass das fahrplanmässige Angebot auf der Strasse bei Weitem nicht gewährleistet werden kann.

Die offizielle Pendlerstatistik des Bundes zeigt nicht weniger als 49 arbeitstätige Personen, die von der Gemeinde Bergün Filisur in die Gemeinde Davos pendeln. Dies entspricht rund 10 Prozent der arbeitstätigen Bevölkerung der Gemeinde Bergün Filisur; hinzu kommen zahlreiche Personen, die aus anderen Gründen (Betreuung von Angehörigen, familiäre Beziehungen, regelmässige Arztbesuche usw.) auf diese Verbindung zwingend angewiesen sind sowie auch zahlreiche Pendlerinnen und Pendler von Davos Richtung Filisur (mit Anschluss Richtung Engadin und Thusis–Chur). Mehrere Personen haben sich bei der Gemeinde (und auch bei der RhB) gemeldet, da sie keine andere Möglichkeit haben, rechtzeitig an ihrer Lehr- oder Arbeitsstelle zu sein. Diese zahlreichen Beispiele zeigen deutlich, dass das fahrplanmässige Angebot mit dem Bahnersatzbetrieb nicht gewährleistet wird. Gleichzeitig zeigen sich immer mehr praktische Probleme (z. B. Biketransport, Baustellen auf der Strecke, sehr knappe Platzverhältnisse an den geplanten Haltestellen), denen bisher wohl keine Beachtung geschenkt wurde. Die Transportunternehmungen sind in der Pflicht, diese Probleme zu lösen. Die Gemeinde Bergün Filisur fordert daher von der RhB und vom Amt für Energie und Verkehr Graubünden (AEV), die geplanten Massnahmen zu überprüfen und anzupassen.

Aus diesen Gründen unterstützt der Gemeindevorstand Bergün Filisur die Forderungen der Online-Petition «Gegen die 9-monatige Einstellung der RhB-Linie Davos–Filisur», die sich insbesondere für die Interessen der zahlreichen Pendlerinnen und Pendler einsetzt:

– Die morgendlichen Pendelverbindungen (Davos Platz ab 6:05 und 7:31, Filisur ab 6:35 und 8:04) müssen durchgehend von Zügen bedient werden.
– Die abendlichen Pendelverbindungen (Davos Platz ab 16:31 und 17:31, Filisur ab 17:04 und 18:04) müssen durchgehend von Zügen bedient werden.

Gleichzeitig müssen aber auch die touristisch relevanten Verbindungen aufrechterhalten werden, da diese aus wirtschaftlichen Gründen für zahlreiche Betriebe in der Gemeinde Bergün Filisur ebenfalls wichtig sind.

Die Gemeinde Bergün Filisur ist bereit, gewisse Einschränkungen im Bahnverkehr zu akzeptieren. Sie erwartet aber, dass gleichzeitig auch andere Regionen einen Beitrag zur Entschärfung der aktuellen Situation leisten. Derzeit ist die Last der Einschränkungen deutlich zu einseitig verteilt. Der Gemeindevorstand bietet an, gemeinsam mit der RhB sowie dem Amt für Energie und Verkehr (AEV) nach geeigneten Lösungen zu suchen. Die bis anhin immer sehr konstruktive und lösungsorientierte Zusammenarbeit soll damit wieder aufgenommen werden.

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Mit Inhalten vonSandro Hartmeier
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