Zweite Tramachse Innenstadt: Entlastung Hirschengraben hat Priorität

Bei der Planung einer zweiten Tramachse durch die Berner Innenstadt hat sich die Behördendelegation für eine Etappierung entschieden. Prioritär wird die Linienführung gegen Westen via Laupenstrasse–Belpstrasse weiterentwickelt, um damit die dringend notwendige Entlastung des Trambetriebs am Hirschengraben zu ermöglichen. Bei den zur Diskussion stehenden Varianten gegen Osten musste eine Linienführung durch die Bundesgasse verworfen werden. Sie hat sich aus verkehrstechnischen Gründen und wegen Sicherheitsanforderungen des Bundes als nicht machbar erwiesen.

Die heutige Tram-Stammachse durch die Berner Innenstadt ist stark belastet. Mit der Zweckmässigkeitsbeurteilung (ZMB) «Zweite Tramachse Innenstadt» eruiert die Regionalkonferenz Bern-Mittelland RKBM gemeinsam mit Kanton Bern und Stadt Bern, BERNMOBIL sowie der Gemeinde Ostermundigen eine geeignete Linienführung, die machbar, zweckmässig, städtebaulich verträglich und finanzierbar ist. In einer ersten Grobbewertung wurden drei Varianten ermittelt: Die erste Variante sieht die Linienführung durch die nördliche Innenstadt via Speichergasse–Nägeligasse vor. Die zweite Variante würde das Tram via Lorrainebrücke–Viktoriarain zum Viktoriaplatz führen. Und die dritte Variante besteht aus der Linienführung via Bundesgasse–Kochergasse.

In der öffentlichen Mitwirkung vom Sommer 2023 kamen kontroverse Haltungen zu den vorgeschlagenen Varianten zum Ausdruck. Die Behördendelegation (Stadt und Kanton Bern, RKBM) entschied daher im März 2024, in einem Zwischenschritt jede der drei Varianten auf ihre technische Machbarkeit an kritischen Stellen zu prüfen und parallel dazu auf politischer Ebene nochmals das Gespräch mit dem Bund zu suchen.

Das sind die Erkenntnisse aus diesem Zwischenschritt:

Im Westen: Tram via Laupenstrasse–Belpstrasse

Im Westen des Bahnhofs brächte eine neue Gleisverbindung via Laupenstrasse–Belpstrasse die dringend notwendige Entlastung des Hirschengrabens. Bereits heute stauen sich hier die Trams. Mit der Inbetriebnahme des neuen Bahnhofzugangs wird sich das Problem weiter akzentuieren, weil die Zahl der Ein- und Aussteigenden im Raum Hirschengraben zunimmt und damit auch die Haltezeiten länger werden. Die neue Linienführung via Laupenstrasse–Belpstrasse erweist sich als technisch machbar. Um Verlustzeiten von Tram und Bus auf der Laupenstrasse zu vermeiden, ist eine Reduktion des Autoverkehrs notwendig. Diese Linienführung soll nun prioritär vertieft werden.

Bundesgasse–Kochergasse

Der Linienführung via Bundesgasse–Kochergasse stehen zwei schwerwiegende verkehrstechnische Hindernisse entgegen: Zum einen ist der Knoten Hirschengraben Süd für eine zusätzliche Tramachse Richtung Bundesgasse zu wenig leistungsfähig. Es sind hier Stausituationen zu erwarten, die vor allem im öffentlichen Verkehr zu hohen Reisezeitverlusten führen würden. Zum andern lässt sich am Casinoplatz keine städtebaulich verträgliche Verbindung zwischen Kochergasse und Zytglogge realisieren, welche bei Störfällen Ausweichmöglichkeiten im Trambetrieb bieten würde.

Was ebenfalls gegen eine Tramführung durch die Bundesgasse–Kochergasse spricht, ist die Position der Bundesbehörden. Diese haben ihre ablehnende Haltung in Gesprächen und in einer Stellungnahme bekräftigt. Die Argumente sind dabei vor allem sicherheitstechnischer Natur. Gemäss Bund muss dem Schutz von Personen und Institutionen auf der Bundesmeile oberste Priorität zukommen. Es gehe dabei um erhöhte Sicherheitsrisiken, denen völkerrechtlich geschützte Personen und Ratsmitglieder, Passant:innen und Teilnehmende an Veranstaltungen vor den Bundesbauten ausgesetzt seien. Der parlamentarische Betrieb im Bundeshaus würde mit einer neuen Tramachse auf der Bundesgasse stark behindert und der repräsentative Charakter des Bernerhofes und des Hotels Bellevue eingeschränkt. Auch die Schweizerische Nationalbank hat aus Sicherheitsüberlegungen begründete Vorbehalte gegenüber einer Tramführung Bundesgasse–Kochergasse angemeldet.

Die Variante Bundesgasse–Kochergasse ist somit nicht machbar und wird nicht weiterverfolgt.

Im Osten: Koordiniert mit dem Stadtraum Bahnhof weiterplanen

Die beiden verbleibenden Varianten im Perimeter Ost, die das Tram entweder via Speichergasse–Nägeligasse oder via Lorrainebrücke–Viktoriarain führen würden, werden jetzt in Abstimmung mit dem Richtplan Stadtraum Bahnhof vertieft geprüft und bewertet.

Die RKBM sieht vor, im Laufe von 2026 eine öffentliche Mitwirkung zu den weiterentwickelten Varianten im Westen und Osten durchzuführen.


Links


Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie die Bahnonline.ch-Newsletter und erhalten Sie die neuesten Beiträge direkt per E-Mail. Hier können Sie sich anmelden.

Meinung

Eigene Meinung zum Thema?

Redaktionhttps://www.bahnonline.ch
Aus der Bahnonline.ch-Redaktion. Zugesandte Artikel und Medienmitteilungen, welche von der Redaktion geprüft und/oder redigiert wurden.

respond

Kommentare

5 1 Abstimmung
Artikel-Bewertung
Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
0 Kommentare
Älteste
Neueste Meistgewählte
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen

Spenden

Gerne können Sie unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen, vielen Dank.



Alle Spenden-Möglichkeiten ansehen

In Verbindung bleiben

Folgen Sie uns auf Social-Media.

Ähnliche Artikel