Automatisierung erhöht Wettbewerbsfähigkeit im Schienengüterverkehr

Anlässlich der Ankunft des «Connecting Europe Express» in Basel haben das Bundesamt für Verkehr (BAV) und Branchenvertreter des Schienengüterverkehrs eine Absichtserklärung vorgestellt, um die digitale automatische Kupplung einzuführen. Dies erfolgt in enger Abstimmung mit den europäischen Partnern. Damit wird der Schienengüterverkehr wettbewerbsfähiger – was wiederum den Klimaschutz stärkt. Die enge Zusammenarbeit in der Branche, die Abstimmung mit Europa und das grosse Engagement von SBB Cargo sind wichtige Erfolgsfaktoren.

Am Dienstagmorgen, 28. September 2021 machte der «Connecting Europe Express» – ein Sonderzug der EU – Halt im Basler Güterbahnhof Wolf. 2021 ist das «Europäische Jahr der Schiene» – eine Initiative, die von der Europäischen Kommission getragen wird. Die Initiative ist Teil der EU-Strategie im Rahmen des Europäischen Green Deal mit dem Ziel, Europa bis 2050 zum ersten CO2-neutralen Kontinent zu machen. Dem Gütertransport auf der Schiene kommt auf diesem Weg eine Schlüsselrolle zu.

Zentral für einen zukunftsfähigen Schienengüterverkehr ist die Automatisierung – insbesondere die digitale automatische Kupplung: Sie ermöglicht sichere und schnellere Abläufe bei der Zugvorbereitung und der Zugbildung sowie eine schnellere und günstigere Zustellung. Das Bundesamt für Verkehr (BAV), der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) und der Verband der verladenden Wirtschaft (VAP) haben sich am 28. September 2021 darauf geeinigt, darauf hinzuarbeiten, dass alle Wagen und Lokomotiven in der Schweiz mit der digitalen automatischen Kupplung ausgerüstet werden.

BAV-Direktor Peter Füglistaler freut sich:

«Dies ist ein wichtiger Schritt. Die neue Kupplungstechnologie besitzt das Potential, die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs spürbar zu verbessern.»

Wesentlich für Klimaziele

Gleichzeitig haben sich Branche und Bahnen in ganz Europa im September 2021 für einen einheitlichen Kupplungskopf entschieden, mit dem zukünftig europaweit gearbeitet werden soll. Dies ist ein äusserst wichtiger Schritt hin zur Standardisierung. Nur mittels Standardisierung kann die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene im grenzüberschreitenden Güterkehr gesteigert und damit die Erhöhung des Modalsplits erreicht werden. Bis 2030 soll der Modalsplit zugunsten des Schienengüterverkehrs in Europa von 18 auf 30 Prozent steigen.

SBB Cargo leistet im Bereich Automation in Europa Pionierarbeit: Bereits seit Mai 2019 ist die automatische Kupplung in Teilen des Netzes für den kombinierten Verkehr im Einsatz. Im vergangenen Juni wurde gar das ganze Netz des kombinierten Binnenverkehrs umgestellt. Dabei wurden private Wagenhalter als wichtige Partner eng einbezogen.

CEO Désirée Baer begrüsst die europäische Einigung sehr:

«Damit legen wir eine weitere Grundlage für einen wettbewerbsfähigen Schienengüterverkehr. Ein solcher ist essenziell, um die staatlichen Klimaziele zu erreichen.»

Sie blickt vorwärts:

«SBB Cargo will mit ihren Partnern die Modernisierung weiter vorantreiben und so den Schienengüterverkehr als logistisches Rückgrat der Schweiz und Europas stärken.»

Automatische Kupplung – der zentrale Fortschritt

Neben weiteren Automationen wie der automatischen Bremsprobe oder der digitalen Prüflogik ist die automatische Kupplung der zentrale Fortschritt: Dabei werden Wagen und Lokomotiven automatisch zusammengehängt. Dank der digitalen automatischen Kupplung werden künftig auch die Strom-, Daten- und Druckluftleitungen der Güterwagen automatisch miteinander verbunden. Heute erfolgen noch sehr viele Arbeiten manuell: Das Kuppeln und Bremsenüberprüfen ist anstrengend, aufwändig und mit einem langen Fussmarsch rund um den Güterzug verbunden.

Die automatische Kupplung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Ein-Personen-Betrieb: Durch die gesteigerte Effizienz wird die Konkurrenzfähigkeit des Schienengüterverkehrs weiter erhöht. Ein weiterer Aspekt ist die Pensionierungswelle der «Baby Boomer», die heute in der personalintensiven Rangierarbeit tätig sind. Die Automatisierung kann diese Pensionierungswelle teilweise auffangen. Durch die neuen Technologien entsteht ein attraktives Berufsbild im Rangierbereich. Zudem wird die Sicherheit erhöht und die Gesundheit der Mitarbeitenden verbessert.

SBB Cargo AG: Puls der Schweizer Wirtschaft
Die SBB ist mit mehr als einem Viertel Anteil an der gesamten Güterverkehrsleistung das führende Unternehmen im Schweizer Güterverkehr. Knapp 16 Prozent entfallen auf SBB Cargo AG, die als Puls der Schweizer Wirtschaft die grossen Wirtschaftsräume verbindet. Jährlich transportiert SBB Cargo AG rund 29,8 Millionen Tonnen Güter netto im Wagenladungs-, Ganzzugs- und im kombinierten Verkehr innerhalb der Schweiz – dies entspricht rund 15 000 Lastwagenfahrten pro Tag.
BAV: Bund und Branche wollen Schienengüterverkehr automatisieren
Das Bundesamt für Verkehr (BAV), der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) und der Verband der verladenden Wirtschaft (VAP) haben sich darauf geeinigt, den Schienengüterverkehr abgestimmt auf die Entwicklungen in Europa zu modernisieren. Dies haben BAV-Direktor Peter Füglistaler und Branchenvertreter am 28. September 2021 in Basel an einem Anlass zum «Jahr der Schiene» bekannt gegeben. Konkret sollen zum Beispiel alle Wagen und Lokomotiven mit der digitalen automatischen Kupplung ausgerüstet werden. Dies ermöglicht schlankere Betriebskonzepte, flexiblere Abläufe sowie eine schnellere und günstigere Zustellung. Ein wettbewerbsfähiger Schienengüterverkehr stärkt den Klimaschutz.

BAV-Direktor Peter Füglistaler hat die Absichtserklärung zusammen mit Branchenvertretern der Öffentlichkeit vorgestellt. Anlass war der Besuch des «Connecting Europe Express» – eines Sonderzugs der EU zum «Jahr der Schiene»  – in der Schweiz.

BAV, VöV und VAP wollen alle Wagen und Lokomotiven mit der digitalen automatischen Kupplung (DAK) ausrüsten. Heute müssen Güterwagen von Rangierarbeitern noch von Hand gekuppelt werden. Der Prozess ist aufwändig und mit Gesundheits- und Sicherheitsrisiken verbunden. Mit der DAK werden die Wagen und die Bremsleitungen innerhalb kürzester Zeit automatisch zusammengehängt. Zudem sollen die Fahrzeuge mit der DAK über Strom- und Datenleitung verbunden werden. Damit stehen die zur Fahrt nötigen Zugsinformationen sofort digital zur Verfügung. 

Der Schienengüterverkehr kann so produktiver und wettbewerbsfähiger werden, seinen Marktanteil steigern – und dadurch auch die Verlagerungspolitik und den Klimaschutz stärken. Mit den Arbeiten wird zudem den Anliegen der Motion Dittli (20.3221) Rechnung getragen, welche das Parlament gutgeheissen hat.

Das BAV wird nun mit Unterstützung von VöV und VAP die Grundlagen für Bundesrat und Parlament erarbeiten, damit der Bund die Migration zur automatischen Kupplung beschliessen kann. Dabei ist auch die Frage der finanziellen Förderung zu klären. 

Die Eisenbahnen, Wagenhalter und Verlader werden in die Arbeiten eingebunden. Diese werden zudem mit den Entwicklungen in Europa koordiniert. 
VAP: Absichtserklärung zur Automatisierung unterzeichnet
Der VAP Verband der verladenden Wirtschaft hat gemeinsam mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) und dem Verband öffentlicher Verkehr (VÖV) eine Absichtserklärung zur Automatisierung des Schweizer Schienengüterverkehrs unterzeichnet. Das langfristige Grossprojekt startet am 1. Oktober 2021 mit der Vorbereitung und Umsetzung der Migration der Schraubenkupplung zur digitalen automatischen Kupplung (DAK).

Verkehrspolitische Grundlagen

Der Schienengüterverkehr soll produktiver und wettbewerbsfähiger werden, seinen Marktanteil an der Gesamtlogistik steigern und dadurch die Verlagerungspolitik und die Klimaschutzziele 2050 des Bundes stärken. VAP-Präsident und Ständerat Josef Dittli hat mit seiner Motion 20.3221 «Durch Automatisation Güter auf der Schiene effizienter transportieren» den Anstoss für ein Umsetzungs- und Finanzierungskonzept für die Automatisierung und Digitalisierung des Schienengüterverkehrs gegeben. Das Parlament hat die Motion bereits gutgeheissen.

Alle Marktteilnehmer an den Tisch holen

Nun erarbeitet das BAV mit Unterstützung von VöV und VAP die Grundlagen für die Exekutive. Auf dieser Basis können Bundesrat und Parlament die Migration zur DAK beschliessen. Dabei vertritt der VAP die Bedürfnisse der Wirtschaft. Diese will den multimodalen Verkehr mit Güter- oder Behälterumschlag zwischen den Verkehrsträgern entsprechend deren Stärken nachhaltig nutzen. Dafür müssen alle Marktteilnehmer eingebunden werden. Zu diesen zählen nicht nur Verantwortungsträger von Gütern wie Chemie, Papier-, Zellstoff- und Holzprodukten, Autos, Konsumgütern, Lebensmitteln oder Baustoffen, sondern auch von den entsprechenden Transportmitteln wie Güterwagen.

Zur Erinnerung: Von 600’000 Güterwagen in Europa sind 220’000 in privater Hand. Diese Privatwagen leisten rund 50% der Tonnenkilometer auf dem europäischen Schienennetz. Mitglieder des VAP bewirtschaften knapp 45’000 private Güterwagen. Zur Sicherung der Intermodalität ist eine enge Koordination mit Europa unabdingbar. 

Mit Daten zur Tat schreiten

Der VAP will einen effizienten Informations- und Datenaustausch sowie vernetzte Innovationsoffenheit zwischen den Akteuren im Bahnsystem entlang der gesamten Logistikkette und unter Einbezug der Güterbahnkunden vorantreiben und entsprechende Instrumente (mit-)entwickeln. Als zentrales Element für den Erfolg dieses Prozesses sieht der VAP die DAK und setzt daher die folgenden Themenschwerpunkte:

Betrieb: Die DAK ermöglicht sowohl den Datenaustausch in Echtzeit als auch deutlich effizientere Betriebsabläufe für Güterbahnen in Bahnhöfen, auf Anschlussgleisen und an den Grenzen. Am vielversprechendsten ist die Technik, für die sich die Plattform «European DAC Delivery Programme EDDP» derzeit entscheidet. Die betrieblichen und monetären Vorteile der Automatisierung kommen vor allem den Eisenbahnverkehrsunternehmen zugute. Die Investitions- und Folgekosten hingegen fallen bei den Wagenhaltern an.
Kosten/Nutzen: Der faire Ausgleich von Kosten und Nutzen ist in der Umsetzung zu berücksichtigen. Da die Umrüstung des europäischen Wagenparks innerhalb eines definierten Zeitfensters erfolgen muss, sind lückenlose Finanzierungshilfen zwingend. Aktuelle Schätzungen gehen von Migrationskosten von der Schraubenkupplung auf die DAK von bis zu 20’000 Euro pro Güterwagen aus. Für die privaten Wagenhalter des VAP bedeutet das zirka 1 Milliarde Schweizer Franken. Darin nicht eingerechnet sind Ausfallzeiten und Transportkosten von und zur Werkstatt während der Migrationsphase.
Daten: Die DAK ist vor allem wegen der zukünftig verfügbaren Daten zentral. Diese sollen in eine übergeordnete und frei zugängliche Datenplattform einfliessen. Darüber können die Güterbahnen und Kunden miteinander kommunizieren und sich informieren, zum Beispiel über Beschaffenheit oder Gewicht der Wagen, Zuglänge oder Echtzeit-Standorte der Waren. Mit einer solchen Plattform wird ein stärkerer Wettbewerb im Wagenladungsverkehr erst möglich. In Deutschland werden bereits ansehnliche Marktanteile von privaten Güterbahnen gehalten. In der Schweiz müssen für diese Entwicklung zuerst die Rahmenbedingungen verbessert werden. Die DAK legt einen ersten Meilenstein dafür.

BAV, SBB Cargo und VAP geben den Startschuss

Am 28. September 2021 haben BAV-Direktor Peter Füglistaler, Per-Anders Benthin (CEO TRANSWAGGON AG) vom VAP und Désirée Baer (CEO SBB Cargo AG) sowie Dirk Stahl (CEO BLS Cargo AG) vom VöV die Absichtserklärung gemeinsam mit Branchenvertretern öffentlich vorgestellt. Anlass war ein Halt des «Connecting Europe Express» – eines Sonderzugs der EU zum «Jahr der Schiene» – im Containerterminal Basel Wolf.

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