100’000 Kilowatt auf der Stadtbahn – Demonstration auf Schienen am 28. September in Berlin

Die erste Demonstration auf Schienen: Das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) zeigte am Montag, 28. September 2020 in Berlin seine Power. Der Verband, der die nicht zum DB-Konzern gehörenden Güterbahnen vertritt, hat seine Mitglieder in und durch die Bundeshauptstadt eingeladen.

NEE-Geschäftsführer Peter Westenberger:

«Die Resonanz ist bombig, bei 20 Unternehmen mussten wir einen Strich ziehen.»

Hör das Signal, Berlin!

Die Güterbahnen wollen ihren bereits stark gewachsenen Beitrag zur klimafreundlichen Logistik weiter ausbauen. Westenberger:

«Mit unserer Sonderfahrt tragen wir drei Botschaften ins Regierungsviertel. Erstens: Es gibt viele Güterbahnen und wir sind leistungsbereit. Zweitens: Bei der geplanten Hilfe in der Corona-Krise dürfen die Wettbewerber vom Bund nicht schlechter behandelt werden als die Deutsche Bahn. Drittens: die Entlastung der Straßen vom Güterverkehr mit Hilfe der Schiene braucht mehr politischen Druck.»

5 vor 12 am Hauptbahnhof

Von Westen kommend befuhr der Zug am späten Vormittag über Spandau und Charlottenburg zunächst die Stadtbahn von West nach Ost und legte dabei einen viertelstündigen Stopp im Berliner Hauptbahnhof ein, der von kurzen Ansprachen begleitet wurde.

Westenberger:

«Die Ankunftszeit um fünf vor zwölf passt zur wirtschaftlichen Lage mancher Güterbahnen.»

Vom Lockdown hätten sich viele Unternehmen bisher nicht erholen können, obwohl der Schienengüterverkehr hervorragend zur Versorgungssicherheit beigetragen hat.

Fairen Wettbewerb gewährleisten!

Bereits seit dem Frühjahr versuchen die Güterbahnen vergeblich, von der Bundesregierung Unterstützung zu erhalten.

Westenberger:

«Die schon im Mai von der Regierung vorgeschlagene Eigenkapitalspritze an die Deutsche Bahn AG würde aber ausschließlich deren Güterverkehrstöchtern helfen.»

Mit der Sonderfahrt wollten die Wettbewerber nun die Bundesregierung sichtbar und auch gut hörbar an ihre europarechtlichen Pflichten erinnern, den fairen Wettbewerb auf dem Schienennetz zu erhalten.

Westenberger:

«Transportpreise auf Dumpingniveau, die nur durch Steuermittel an die DB möglich werden, gefährden die Existenz der Wettbewerber und damit auch von Arbeitsplätzen.»

Die Wettbewerber erbringen schon heute mehr als die Hälfte des Schienengüterverkehrs in Deutschland. Anbietervielfalt stärkt unbestritten Qualität und Innovation und ist langfristig für Verlader und die Volkswirtschaft günstiger.

Westenberger abschliessend:

«Jedenfalls wurde fairer Wettbewerb auf der Schiene gerade aus diesen Gründen mit der Bahnreform auf den Weg gebracht.»

Fahrtverlauf und Veranstaltung am Westhafen

Die genaue Strecke und die Durchfahrtszeiten der Fahrt, die vom Hauptbahnhof über Alexanderplatz, Ostkreuz und Rummelsburg nach Grünau und – nach dem dortigen einzigen weiteren geplanten Stopp samt Fahrtrichtungswechsel – weiter über Neukölln, Südkreuz, Halensee, Westkreuz, Jungfernheide und Moabit schliesslich ins Westhafen-Gelände führte, hatte der Verband auf der Webseite www.die-gueterbahnen.com und in den sozialen Medien veröffentlicht. Die im Anschluss an die Fahrt ab 14:00 Uhr geplante Diskussion mit Politikern, Wissenschaftlern und Unternehmern wurde live gestreamt.

Die erste Demonstration auf Schienen

Anders als bei vielen anderen Protest-Zügen, die sich täglich durch die Bundeshauptstadt bewegen, verursachte die Fahrt keine Verkehrsbehinderungen auf der Strasse und auch nicht für die Fahrgäste im Schienenpersonenverkehr. Eines der beteiligten Unternehmen hatte nach einer umfangreichen Untersuchung durch die Experten des Schieneninfrastrukturbetreibers DB Netz eine Fahrmöglichkeit (Trasse) gebucht, die «konfliktfrei» war.

Westenberger:

«Unsere Fahrt wird also keine Auswirkungen auf den planmässigen Schienenpersonenverkehr haben, wenn es am Montagvormittag keine grösseren Störungen im Berliner Netz gibt.»

Mit dem knapp 400 Meter langen Zug wurden bei der Fahrt über die Stadtbahn und grosse Teile des Berliner Innenrings die Möglichkeiten der Schieneninfrastruktur ausgeschöpft. Über S-Bahn-Gleise rollte der Zug überhaupt nicht, weil er aus modernen elektrischen Loks gebildet und mit Ausnahme des «leider noch nicht elektrifizierten» (Westenberger) südlichen Innenrings komplett abgasfrei und klimafreundlich mit grünem Strom aus der Oberleitung versorgt wurde. Eine der Loks übernahm dabei die sogenannte Traktion, die übrigen wurden geschleppt.

Westenberger:

«Insgesamt werden am Montag rund 100.000 Kilowatt potenzielle Leistung als Symbol für einen klimafreundlichen Güterverkehr durch die Stadt rollen.»

SBB Cargo International unterstützt Forderungen von NEE
SBB Cargo International ist ein aktives Mitglied beim Netzwerk Europäischer Eisenbahnen und unterstützte mit der Mitfahrt einer eigenen Lokomotive bei «Hör das Signal, Berlin» die Forderungen des Verbandes und damit die Gleichbehandlung aller Güterbahnen in Deutschland.

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