Laut der repräsentativen Befragung «Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021» nutzt die Bevölkerung des Kantons Zürich den öffentlichen Verkehr deutlich häufiger als die meisten Landsleute. Bahn, Bus und Tram haben aber seit der letzten Erhebung 2015 Marktanteile verloren. Diese Entwicklung ist vor allem der Corona-Pandemie geschuldet und deshalb wohl nur vorübergehend, wie das Statistische Amt des Kantons Zürich in seiner neusten Studie aus der Reihe «statistik.info» ausführt.
Die Zürcherinnen und Zürcher legen im Schnitt 29 Kilometer pro Tag zurück, wobei die individuellen Unterschiede sehr gross sind. Die Reisefreudigsten überwinden täglich 100 und mehr Kilometer, während knapp 20 Prozent der Bevölkerung das Haus überhaupt nicht verlassen. Dies zeigt die Erhebung «Mikrozensus Mobilität und Verkehr» [siehe blaue Box weiter unten] aus dem Jahr 2021. Gegenüber der Vorgängererhebung, die 2015 durchgeführt wurde, ist die Tagesdistanz markant zurückgegangen – damals legte die Zürcher Bevölkerung im Schnitt 35 Kilometer täglich zurück. Der Grund dafür ist die Corona-Pandemie, die 2021 noch in vollem Gang war und das Mobilitätsverhalten teils massiv veränderte. Dennoch hat der Bund entschieden, den Mikrozensus durchzuführen, nachdem er ihn 2020 wegen der Pandemie bereits um ein Jahr verschoben hatte.
Öffentlicher Verkehr mit hohem Stellenwert
Rund 62 Prozent der Tagesdistanz entfallen im Schnitt auf den motorisierten Individualverkehr (MIV), 27 Prozent auf den öffentlichen Verkehr (ÖV) und 10 Prozent auf den Fuss- und Veloverkehr (FVV, inkl. E-Bikes). Das verbleibende Prozent geht auf das Konto anderer Verkehrsmittel wie Taxi oder Reisecar. Auch wenn der MIV mit Abstand am meisten Kilometer leistet, nutzt die Zürcher Bevölkerung Bahn, Bus und Tram deutlich häufiger als die meisten ihrer Landsleute. Auf nationaler Ebene beträgt der Anteil des öffentlichen Verkehrs knapp 20 Prozent.
MIV gewinnt, wohl nur vorübergehend, Marktanteile
Der Modalsplit, wie die Prozentaufteilung zwischen den Verkehrsmitteln genannt wird, hat sich mit Corona stark verändert. Gegenüber 2015 legte der MIV zulasten von Zug, Bus und Tram zu. Auch der FVV verzeichnete ein leichtes Plus. Damit setzt sich der bisherige Trend nicht fort: In den zwei Jahrzehnten vor der Pandemie hatte der ÖV klar auf Kosten des motorisierten Individualverkehrs gewonnen, während der Marktanteil des Fuss- und Veloverkehrs nahezu unverändert blieb. Das Statistische Amt geht davon aus, dass der Rückgang des öffentlichen Verkehrs den besonderen Umständen der Pandemie geschuldet und damit nur temporärer Natur ist. Die Frequenzmessungen der Transportunternehmen deuten jedenfalls darauf hin, dass sich die Passagierzahlen langsam erholen.
Freizeitverkehr dominiert
Am meisten Kilometer legen die Zürcherinnen und Zürcher seit jeher in der Freizeit zurück, im Schnitt rund 44 Prozent ihrer Tagesdistanz. Am zweitwichtigsten ist das Pendeln zur Arbeits- oder Ausbildungsstätte, gefolgt vom Einkaufen. Unter der Woche ist das Pendeln der bedeutendste Verkehrszweck, dicht gefolgt vom Freizeitverkehr. Das Wochenende, besonders der Sonntag, steht dann aber ganz im Zeichen der Freizeit. Auch am Samstag spielt der Freizeitverkehr die Hauptrolle, aber es kommt noch das Einkaufen hinzu: An keinem anderen Wochentag legen die Menschen längere Strecken zurück, um zu shoppen. An diesen grundlegenden Mustern hat auch Corona nichts verändert.
Beliebte ÖV-Abos
Fast zwei Drittel der Zürcherinnen und Zürcher ab 16 Jahren besitzen mindestens ein Abonnement für den öffentlichen Verkehr, weit mehr als etwa im Tessin oder in der Romandie, wo deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung kein Abo hat. Besonders beliebt ist das Halbtax. Mit einigem Abstand folgen Verbund- und Generalabonnement. Sämtliche Abo-Typen waren 2021 allerdings weniger verbreitet als früher, was wiederum mit der Corona-Pandemie zusammenhängen dürfte.
Stadtzürcher Haushalte mehrheitlich ohne Auto
Etwa sieben von zehn Haushalten im Kanton verfügen über mindestens ein Auto; ähnlich weit verbreitet sind Velos. Motorräder, Mofas und E-Bikes sind dagegen deutlich seltener im Haushalt anzutreffen, wobei die Zahl der E-Bikes in jüngster Zeit stark zugelegt hat. Zürich gehört, zusammen mit Genf und allen voran Basel-Stadt, zu jenen Kantonen, in denen der Anteil der autofreien Haushalte am grössten ist. Besonders verbreitet ist der Verzicht auf den eigenen Wagen in den grossen Städten. So sind in der Stadt Zürich die Haushalte ohne Auto seit einigen Jahren in der Überzahl.
Mikrozensus Mobilität und Verkehr |
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Der «Mikrozensus Mobilität und Verkehr» (MZMV) ist eine grosse, regelmässig durchgeführte Erhebung. Im Auftrag der Bundesämter für Statistik (BFS) und für Raumentwicklung (ARE) wird eine repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung ab sechs Jahren zu ihrem Mobilitäts- und Verkehrsverhalten im Alltag befragt. Die Stichprobe des letzten Mikrozensus, der 2021 über die Bühne ging, umfasste landesweit 55’000 und im Kanton Zürich gut 5’300 Personen. Die Erhebung hätte turnusgemäss eigentlich 2020 stattfinden sollen, wurde dann aber wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben. Der nächste Mikrozensus ist für 2025 geplant. |