Stadler/ÖBB: Vom Rettungszug zum Servicejet

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 27. August 2023 veröffentlicht.

ÖBB investieren 230 Millionen in multifunktionelle, innovative und emissionsarme Fahrzeuge von Stadler - 18 hightech-hybrid Servicejets revolutionieren Rettungs- und Löscharbeiten - Neue Flotte ersetzt dieselbetriebene Rettungszüge und sorgt für grösstmögliche Sicherheit im Bahnbetrieb

Die zukunftsweisende Erneuerung der Rettungszugflotte der ÖBB-Infrastruktur AG nimmt weiter Fahrt auf. Am 25. August 2023 präsentierten die ÖBB und Stadler den ersten von 18 neuen sogenannten Servicejets.

Generationenwechsel für innovative Sicherheit im Bahnbetrieb – die neuen hightech-hybrid Servicejets revolutionieren die Rettungs- und Löscharbeiten am Netz der ÖBB. Diese erteilte Stadler den Auftrag über 18 emissionsarme Fahrzeuge im Wert von rund 230 Millionen Euro. Die neue Flotte deckt die Vielfalt der potenziellen Einsätze der ÖBB ab. Jedes Fahrzeug kann bis zu 324 Personen evakuieren.

Schnell zu Stelle mit Elektro-Hybrid-Antrieb

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Visualisierung des ÖBB Servicejets von Stadler. / Quelle: ÖBB

Johann Pluy, Vorstand ÖBB-Infrastruktur AG:

«Wenn einmal etwas passiert, können wir mit unseren neuen Servicejets schnell an jedem Ort in Österreich sein und Hilfe leisten. Sie bringen mehr Leistung in einem grösseren Einsatzbereich.»

Die Fahrzeuge können in beide Richtungen mit bis zu 160 km/h fahren. Das ermöglicht einerseits die Bauart: Waren Rettungszüge bisher aneinander gekuppelte Spezialwagen, ist dieses Fahrzeug eine durchgängig betretbare Zuggarnitur, was erhebliche Vorteile mit sich bringt. So ist ein Führerstandswechsel und damit Richtungswechsel schneller als bisher möglich. Andererseits verwenden die ÖBB ein neuartiges Antriebskonzept: Die Züge sind mit einem nachhaltigen Elektro-Hybrid-Antrieb ausgestattet, der drei Energiequellen nutzen kann. Entweder verwenden sie Strom aus der Fahrleitung und verfügen dadurch über 4.000 PS Antriebsleistung. Sie können auch auf einen leistungsstarken Akku mit 280 kWh oder zwei Dieselaggregate mit gesamt 1.060 PS als Rückfallebene zugreifen. Das neue Konzept ermöglicht darüber hinaus eine Reduktion von 21 auf 18 Fahrzeuge. Zusätzlich verringert die geringere Typenvielfalt den Schulungsaufwand des Personals sowie Instandhaltungskosten.

«Die Fertigung von individualisierten Schienenfahrzeugen ist tief in der DNA von Stadler verankert. So konnten wir über 80 Jahre Erfahrung in die Entwicklung und Herstellung der neuen Servicejets für die ÖBB einfliessen lassen. Die neuen Fahrzeuge sind technisch einzigartig und ermöglichen dank dem trimodalen Antrieb effiziente Rettungs- und Löscharbeiten auf dem ganzen österreichischen Schienennetz»

, ergänzt Dennis Laubbacher, CEO der Stadler Bussnang AG.

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Modernes Feuerwehrequipment

Das permanent in Bereitschaft befindliche Bedienpersonal besteht aus zwei Mitarbeiter:innen der ÖBB-Infrastruktur AG und wird standardmässig durch Einsatzkräfte der örtlichen Feuerwehren verstärkt. Das Fahrzeug ist mit modernem Feuerwehrequipment für Rettungs- und Löscheinsätze und Böschungsbenetzungsfahrten ausgerüstet. An Bord sind mobile Rollcontainer, die unter anderem mit Druckschläuchen, Atemschutzgeräten für 18 Einsatzkräfte, Wärmebildkameras und hydraulischen Rettungsscheren ausgestattet sind. Die Rollcontainer können am Stützpunkt rasch verladen werden, somit ist eine kurze Ausrückzeit gewährleistet. Für die Sicherheit am Gleis sorgt ein modernes Zugsicherungssystem: Das Fahrzeug ist mit ETCS Level 2 ausgestattet. Der Servicejet verfügt auch über grosszügig ausgelegte Zustiegsbereiche. Das ermöglicht einerseits eine rasche Nachbeladung mit Material und garantiert auch die Aufnahme von 324 zu Evakuierende in kurzer Zeit.

Gerüstet für Brandeinsatz

Für den Brandeinsatz führt der Servicejet Löschwasser mit. Im mittleren Wagen ist ein Löschwassertank mit einem Fassungsvermögen von 40 m³ verbaut. An beiden Triebköpfen sind Löscheinrichtungen verbaut, die vom Führerstand aus bedient werden können. Das sind in Summe vier Hochdruckwasserwerfer mit 100 Bar Druck, zwei Niederdruckwasserwerfer mit zehn Bar sowie Löschwasseranschlüsse an beiden Fahrzeugseiten vergleichbar mit einem Hydranten. Alle Löscheinrichtungen können auch in Verbindung mit Schaummittel eingesetzt werden.

Zur Absicherung der Einsatzkräfte und des Servicejets gegen Rauchumkehr und hohe Temperaturen sind am Dach 4 Strahlventilatoren angeordnet. Ein Filtersystem reinigt die Luft und Überdruck verhindert, dass Rauch einströmt. Diese sogenannte Schutzbelüftung sorgt für einen geschützten Innenraum für das Bedienpersonal, die Einsatzkräfte und die zu evakuierenden Personen. Des Weiteren ist das Fahrzeug mit Wärmebildkameras ausgestattet, um in einer verrauchten Umgebung Personen besser erkennen zu können.

Vielfältige Einsatzbereiche

Aber nicht nur für den Brandfall ist dieses Fahrzeug optimal ausgestattet, auch weitere Einsatzbereiche sind vorgesehen. Es verfügt über genügend Leistung, um Züge mit bis zu 2.000 Tonnen abzuschleppen – auch ohne Oberleitung – oder um einen defekten Zug mit Strom zu versorgen. Zudem ist der Servicejet auch im täglichen Betrieb für Instandhaltungsarbeiten vorgesehen. Für planmässige Wartungs- und Inspektionstätigkeiten werden Instandhaltungstrupps samt Material zu den Querschlägen in den Tunnels transportiert. So wird zusätzlich zu den standardmässig eingeplanten Trainings, optimales Handling des Fahrzeugs durch das Bedienpersonal gewährleistet.

Der Servicejet wird für die Inbetriebnahme der Koralmbahn mit dem Herzstück des 33 km langen Koralmtunnels erstmalig zum Einsatz kommen und sukzessive am gesamten Netz der ÖBB stationiert. Die Montagearbeiten haben 2022 begonnen, ab 2023 erfolgen Funktionstests und 2024 startet das Zulassungsverfahren.


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Text-QuelleÖBB
Redaktionhttps://www.bahnonline.ch
Aus der Bahnonline.ch-Redaktion. Zugesandte Artikel und Medienmitteilungen, welche von der Redaktion geprüft und/oder redigiert wurden.

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Kommentare

1 Kommentar

  1. ….dieses Filmes ist für den Interessierten schlicht und ergreifend

    EINFACH NUR EINE ZUMUTUNG !

    ….führt zum OFF und disqualifiziert dessen Macher abschliessend.

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