Um Güter wirtschaftlich zu transportieren, richtet die SBB den kombinierten Verkehr neu aus. Mit Fokus auf die Nord-Süd-Achse baut sie die erste Verbindung gemäss dem Konzept «Suisse Cargo Logistics» auf. Unrentable Verkehre werden nicht mehr gefahren. Wo Stellen nicht mehr benötigt werden, werden sie sozialverträglich abgebaut – schweizweit rund 65 Stellen bis Ende 2025. Die SBB beschäftigt rund 35500 Mitarbeitende, das sind knapp 3000 mehr als im 2019.
Für einen starken, zukunftsfähigen Schienengüterverkehr richtet die SBB diesen grundlegend neu aus und leistet neben der Politik und den Güterverkehrskunden ihren Beitrag dazu – das Unternehmen wird seine Kosten bis 2033 um 60 Millionen Franken pro Jahr senken.
SBB Cargo Schweiz versorgt mit Einzelwagenladungsverkehr, Ganzzügen und dem kombinierten Verkehr (KV) die ganze Schweiz mit Gütern klimafreundlich auf der Schiene. Im KV werden Ladeeinheiten wie Container auf längeren Strecken per Bahn und auf kürzeren Strecken auf der Strasse transportiert. Hier baut die SBB per 2026 die erste Verbindung gemäss dem Konzept «Suisse Cargo Logistics» auf. Mit dem Shuttle auf der stark nachgefragten Nord-Süd-Achse wird diese Verbindung zwischen Dietikon (ZH) und Stabio (TI) quer durch die Alpen gestärkt und das neue Angebot getestet.
Auf der Ost-West-Achse fehlen derzeit Express-Trassen für den Güterverkehr und eine passende Terminal-Infrastruktur für einen solchen Testbetrieb. Acht KV-Terminals der SBB, die nicht rentabel betrieben werden können, werden nicht mehr bedient: Oensingen, Basel, Gossau, Widnau, Renens, St. Triphon, Cadenazzo und Lugano. Der Güterumschlag von der Strasse auf die Schiene ist weiterhin an Terminals Dritter möglich. Damit stabilisiert die SBB den aufwändigen und gemäss den Vorgaben des Bundes profitabel zu betreibenden KV finanziell. Aktuell fährt sie hier, wie im defizitären Einzelwagenladungsverkehr, jährlich ein zweistelliges Millionendefizit ein.
Weitere Verbindungen sollen folgen
Bewährt sich der Testbetrieb zwischen Dietikon (ZH) und Stabio (TI), wird das Angebot im KV langfristig gemäss dem 2022 vorgestellten Konzept «Suisse Cargo Logistics» auf der Ost-West-Achse ausgebaut und die erforderliche Infrastruktur, wie zum Beispiel das trimodale Terminal Gateway Basel Nord, vorangetrieben.
Lösungen mit Sozialpartnern erarbeitet
Um die Kosten zu senken, investiert die SBB stark in einen zukunftsfähigen Güterverkehr, neben modernen und effizienten Lokomotiven und Güterwagen auch in Rangierbahnhöfe und Werkstätten sowie in Automatisierung und Digitalisierung.
Neben gezielten Investitionen in den Schienengüterverkehr muss SBB Cargo Schweiz Stellen, die nicht mehr nötig sind, abbauen. Der Fokus im KV auf die Nord-Süd-Verbindung und die Einstellung der unrentablen Transitzüge, von DB Cargo (sog. Partnerzüge), haben Auswirkungen auf die Mitarbeitenden. Bis Ende 2025 baut SBB Cargo Schweiz nach dem bereits kommunizierten Abbau von Stellen (Fakt ist: Verkehrsverluste im Güterverkehr zwingen SBB Cargo Schweiz zum Handeln) in der Verwaltung schweizweit zusätzlich rund 65 Vollzeitstellen im operativen Bereich ab. Mehrheitlich vom Stellenabbau betroffen ist das Lokpersonal, Rangierpersonal und das technische Kontrollpersonal der Güterzüge. SBB Cargo Schweiz beschäftigt heute rund 2250 Mitarbeitende; davon arbeiten rund 50 Mitarbeitende im kombinierten Verkehr.
Der Stellenabbau erfolgt so sozialverträglich wie möglich. Dafür hat die SBB zusammen mit den Sozialpartnern Lösungen im Rahmen des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) erarbeitet. Der Abbau erfolgt möglichst über natürliche Fluktuation wie Pensionierungen oder über Wechsel innerhalb der SBB. Kündigungen sind die Ausnahme. Vom Stellenabbau ist die Deutschschweiz zu einem Drittel und das Tessin zu zwei Dritteln betroffen. Die Westschweiz ist nicht tangiert.
Seit 2019 hat die SBB 3000 Stellen aufgebaut
Zwischen 2019 und 2024 hat die SBB 3000 Stellen aufgebaut. Dabei handelt es sich zum grössten Teil um Stellen im operativen Bereich, beispielsweise Lok- und Zugpersonal, Ingenieure, Technikerinnen, Handwerker oder IT-Fachleute. Damit wurde der Unterbestand aufgeholt, externe Stellen internalisiert sowie dem steigenden Bauvolumen Rechnung getragen. Heute beschäftigt die SBB rund 35 500 Mitarbeitende.
SBB macht Güterverkehr fit für die Zukunft |
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Die SBB setzt auf einen starken, zukunftsfähigen Schienengüterverkehr. Dafür richtet das Unternehmen diesen grundlegend neu aus, vom Einzelwagenladungsverkehr, über den kombinierten Verkehr bis zum Ganzzugsverkehr. Aktuell erarbeitet SBB Cargo Schweiz im Gespräch mit den Grosskunden ein neues kundenorientiertes und kostenoptimiertes Produktionsmodell, um schweizweit möglichst viele Transporte in einem effizienten Netz abzuwickeln. In Kombination mit der Strasse transportiert die Bahn schwere Güter auf langen Strecken und wo dies von den Kunden nachgefragt wird. Der Rahmen dafür bildet das 2022 vorgestellte Konzept «Suisse Cargo Logistics. Das Ziel: SBB Cargo Schweiz steht finanziell auf eigenen Füssen, wie dies auch vom Eigner, dem Bund, verlangt wird. Der Weg dahin wird weitere Änderungen für das Unternehmen mit sich bringen. |
SEV verurteilt Kahlschlag bei SBB Cargo und fordert glaubwürdigen Businessplan |
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Am 20. Mai 2025 hat das Gütertransportunternehmen SBB Cargo abermals einen Kahlschlag angekündigt: Zusätzlich zu den 55 Vollzeitstellen, deren Streichung im März kommuniziert wurde, sollen bis Ende Jahr weitere 72 Stellen entfallen. Insgesamt soll bis 2030 ein Fünftel der Belegschaft abgebaut werden, gegenüber rund 2120 Vollzeitstellen Ende 2024. Ein so radikaler Abbau bedeutet einen gefährlichen Verlust von Know-how und gefährdet die dringend notwendige Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene. Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV fordert von SBB Cargo, auf den Personalabbau zu verzichten. Der SEV befürchtet, dass nach dem Abbau zahlreiche Fachleute mit wertvollem Know-how fehlen werden. Das führt dazu, dass bei SBB Cargo in Kürze die Produktion nicht mehr vernünftig funktionieren kann. Alternativen zum Abbau sind möglich: Personal mit zu wenig Einsatzmöglichkeiten kann vorübergehend an andere Unternehmen verleiht werden, vor allem innerhalb des SBB-Konzerns. Ansonsten droht SBB Cargo langfristig ein Fachkräftemangel. «Die geplante Reduktion und Vereinfachung des Angebots führt mittelfristig kaum zu wirtschaftlichem Erfolg. So kann die zwingend erforderliche Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene nie gelingen», warnt Philipp Hadorn, der für SBB Cargo verantwortliche Gewerkschaftssekretär beim SEV. «Um seriös beurteilen zu können, ob der Abbau wenigstens dazu beiträgt, dass es später besser kommen könnte, möchten wir endlich einmal eine Strategie mit konkreten Annahmen und Berechnungsgrundlagen sehen.» Der SEV fordert deshalb von SBB Cargo einen seriösen Businessplan. Verlagerung von Strasse auf Schiene in Gefahr «Wenn SBB Cargo Chef Alexander Muhm verkündet, die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene sei nicht seine Aufgabe, so ist das eine zynische Aussage, die komplett verkennt, dass genau das aus gesellschafts- und verkehrspolitischer Sicht die Hauptaufgabe von SBB Cargo ist», so Philipp Hadorn. Im März hat das Parlament ein Gütertransportgesetz verabschiedet, das den Schienengüterverkehr langfristig stärken soll. Güter sollen weiterhin auf der Schiene transportiert werden und nicht auf die Strasse rückverlagert werden. Um die klimapolitischen Ziele der Schweiz zu erreichen, muss es gelingen mehr Güter von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. Der im Moment noch unrentable Einzelwagenladungsverkehr wird vom Bund weiterhin finanziell gefördert. Ebenfalls keinen Sinn macht es für den SEV, dass RALpin, bei der SBB Cargo beteiligt ist, kürzlich angekündigt hat die RoLa (Rollende Landstrasse) bereits auf Ende 2025 einzustellen. Der SEV befürchtet, dass ein Grossteil der jährlich bis zu 100’000 verladenen LKW die Schweiz künftig auf der Strasse durchqueren, mit negativen Konsequenzen für Bevölkerung, Umwelt und Infrastruktur. Für den SEV ist klar, die aktuellen Ankündigungen widersprechen einer langfristigen Strategie für einen funktionierenden Schienengüterverkehr und eine nachhaltige Klimapolitik. |
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